Unser Urlaubstipp: Macheten, Pisse und Wahnsinn auf Malis größtem Fischerfestival

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Unser Urlaubstipp: Macheten, Pisse und Wahnsinn auf Malis größtem Fischerfestival

Hast du schon Pläne für deinen Sommerurlaub? Fahr doch im August nach Mali auf das Sangue-Mo Festival. Ein Fischerfestival wo alle kollektiv Pisse trinken, Jugendlichen Waffen und Macheten umher schwingen und eine ausgeflippte Tanzparty im Teich feiern.

Wenn deine Vorstellung von einem idealen Urlaub NICHT das Saufen in einem schmutzigen Bordell beinhaltet, dann gibt es nicht viele Gründe um nach San zu reisen—einer Stadt in der Region Ségou in Mali. Die meisten Reiseführer raten in der Tat davon ab. Doch einmal im Jahr, im August, kommen die Menschen dieser Durchreise-Stadt zu einem Fischerfestival, dem Sangue-Mo, zusammen, um kollektiv Pisse zu trinken und eine ausgeflippte Tanzparty zu feiern. Was definitiv ein Grund für einen Besuch ist. Also fuhr ich hin.

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Ich erreichte San an Sangue-Mo Eve (der Nacht vor dem Festival) und traf mich mit meinem Freund, Abou. Wir saßen vor einer Schneiderei und tranken Tee, während wir auf den Festivalauftakt warteten.

„Heute tanzen wir“, sagte Abou. „Morgen fischen wir.“ Simpel genug, nehme ich an.

Vor mehr als 600 Jahren wurde das Sangue-Mo als animistisches Fest des Überlebens und des Lebens ins Leben gerufen. Gefeiert wurde das Ende des Sommers und der Beginn der Anbausaison. Trotz des dominierenden Islams, ist Amininsmus in San noch ein weitverbreiteter Glauben. Heute haben sie die alten Traditionen mit billigen, chinesischen Motorrädern und patroullierenden Bullen, die nach besoffenen Idioten suchen, verknüpft.

Ein paar Stunden nach Sonnenuntergang, gesellten Abou und ich uns zu einem Strom von Menschen, die vorbei am Polizeirevier stadtauswärts pilgerten. Die Polizei stand draußen auf einem Parkplatz rum, entlud Motorräder und schlug deren Scheinwerfer ein.
„Sie nehmen die Motorräder den Leuten weg, die zu schnell gefahren sind“, erklärte Abou.

Schließlich fanden wir eine Party; ein Meer von Jugendlichen, die ihre behelfsmäßigen Waffen und Macheten unter ein paar Bäumen schwingen ließen, an denen vereinzelt Halogenlampen hingen. Menschen schrien und sprangen und warfen sich in einander, während ein paar Kinder in traditionellen, mit Schlamm besudelten Shirts in der Mitte trommelten. Abou schob mich in die Gruppe.

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Jemand hielt mir eine alte Motor-Öl-Flasche mit Hirsebier ins Gesicht und forderte mich auf, es zu trinken. Das Gebräu nannte sich „Tdjimidiama“ (ausgesprochen wie chimichanga) und war trüb wie Pisse und schmeckte nach abgestandenem Bier. Bei 20 Cent pro Flasche, war nach Mitternacht jeder in der Masse massiv betrunken. Die meisten kollabierten oder liefen auf die Straße, um die betrunken Jungs dabei zu beobachten, wie schnell sie, ihre Motorräder fahren konnten, bis die Polizei sie stoppte.

Am nächsten Nachmittag, umgaben zehntausende Menschen den heiligen Teich, Sangue, am Rande der Stadt, der zugleich auch Namensgeber für das Festival war. Außer an Sangue-Mo, ist Angeln in dem Teich eigentlich verboten. Nach Stunden des Wartens, tauchte eine Gruppe älterer Fischer auf, und die Masse begann zu krähen und eilte ihnen nach.

Ein endloser Strom von Maliern stürzte in den Teich. Jeder nahm seinen Platz ein und tauchte, auf der Suche nach Fische, seine Netze ins Wasser. Das Chaos dauerte Stunden. Bis ausgeschlossen werden konnte, dass noch Leben in dem Teich existiert. Die Masse versammelte sich anschließend um die herum, die den größten Fisch gefangen hatten. Viele machten Erinnerungsschnappschüsse mit Handy-Kameras.

Als die Sonne unterging, ging jeder zurück in die Stadt. An der großen Kreuzung versammelten sich jede Menge Kinder und warteten auf die Männer mit ihren Motorrädern—in der Hoffnung jemanden bei einem Wheelie stürzen zu sehen, und sich dann über das Motorradwrack herzumachen. Das ging so lange, bis es zu dunkel wurde um sehen zu können, oder um frischen Fisch aus dem Sangue zu holen, oder Motorradteile von verunfallten Fahrern aufzusammeln. Oder zu dunkel für einen Tdjimidiama-Kater.

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