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Der Exosuit ermöglicht dir stundenlang in 300 Metern Tiefe zu tauchen

Mit dem Exosuit dürfen sich Taucher offiziell als Unterwasser-Piloten bezeichnen.
Der Exosuit auf Unterwassermission. Bildausschnitt: Pressefoto

Die Menschheit ist weiterhin fleißig dabei die letzten Geheimnisse der Gene, der Gedanken und der Weltraumbären zu enträtseln und es scheint immer weniger unerforschte, mystische Orte zu geben. Einer davon ist der Meeresboden, der uns, solange er unserem zerstörerischen Wirken noch widersteht, regelmäßig bezaubernde Lebensformen präsentiert, die wir noch nie gesehen haben. Eine Möglichkeit auf Du-und-Du mit der Unterwasserwelt zu gehen ist ein 31-tägiger Aufenthalt in einem Unterwasserlabor in 20 Metern Tiefe.

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Doch es geht noch futuristischer: mit der neuen Generation atmosphärischer Tauchsysteme. Der vom Nuytco Research Ltd. entwickelte Exosuit sieht aus wie eine Mischung aus Astronautenanzug, Roboter und Iron Man und bringt dich ohne U-Boot bis zu 300 Meter in die Tiefe—das ist zehn mal weiter als bei normalen Tauchgängen. Per Mail berichtete mir Michael Lombardi, der Leiter der Forschungen und einer der ersten Exosuit-Taucher, von den Anforderungen.

Der Träger des Exosuits ist nicht mehr nur Taucher, sondern darf sich Pilot nennen, da er mit dem Anzug quasi ein ganzes Unterwasserbewegungsmittel steuert. Der Exosuit hält den Piloten auf Oberflächendruck und eliminiert damit die physiologischen Gefahren, denen Taucher bei extremer Tiefe ausgesetzt sind.

Die erste Expedition außerhalb des Testbeckens wird diesen Juli 160 Kilometer vor der Küste von Rhode Island stattfinden. Dort wollen die Wissenschaftler ein Gebiet erforschen, das sich The Canyons nennt. Eine steiler Abfall zwischen den Kontinentalplatten, der bis zu 3000 Meter in die Tiefe reicht. So weit lässt es sich zwar auch mit dem Exosuit nicht tauchen, doch die neuen Abstiegstiefen sind dennoch so utopisch, dass sie den Forschern eine Menge neuer Erkenntnisse präsentieren werden.

Die Exosuit in seiner ganzen technischen Pracht. Pressebild: Nuytco Research Ltd.

Auch die uferferne mesopelagiale Zone lässt sich mit dem Anzug untersuchen. In diesen Wasserbereichen existiert eine bisher unerforschte Biodiversität in der viele Tiere leben, die aus Tiefseegräben in flachere Gewässer migrieren. Viele von ihnen zeichnet eine einzigartige Biolumineszens aus.

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„Die Operationen am Exosuit, also die Trainingseinheiten und der Ausbau der Fähigkeiten, sind mittlerweile Routinevorbereitungen für unsere Missionen", erzählte mir Michael Lombardi, einer der führenden Wissenschaftler des Projekts, per E-Mail:

„Die größte Herausforderung liegt noch vor uns. Meine Gedanken kreisen darum, wie wir den Piloten vom Schiff aus an die Orte unter Wasser befördern, wie die Arbeitsbereiche aussehen werden und wie wir den Exosuit mit den nötigen Werkzeugen ausstatten, damit er erfolgreich arbeiten kann. Viele der Werkzeuge, die wir benötigen existieren noch gar nicht und wir müssen sie während des Prozesses entwickeln."

Michael Lombardi koordiniert auch die Expedition im Juli. Er ist ebenfalls erfahrener Taucher, der viele Experimente mit fortschrittlichem, technischem Equipment für Tauchmissionen durchführte. Erst kürzlich entdeckte er eine Fischart, die fortan den Namen Derilissus lombardii trägt.

Michael Lombardi beim Anlegen des Exosuits. Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung von Michael Lombardi.

„Die nächsten Schritte sind fortwährende Trainingseinheitem mit dem Anzug, um weitere Spezialwerkzeuge und Instrumente zu entwickeln", schrieb mir Michael. „Mit diesen Mitteln wollen wir dann unsere Ausgrabungen am Schiffswrack von Anktikythera fortführen."

Dieses von Legenden umwobene Schiffswrack sank ungefähr zur Zeit 60 vor Christus und wurde von griechischen Tauchern vor der Insel Anktikythera lokalisiert. Es ist das wertvollste, antike Schiffswrack, das jemals entdeckt wurde. Die Reichtümer sollen Mamorstatuen beinhalten, einen geheimnisvollen Anktikythera-Mechanismus und andere mysteriöse Dinge, die seit ewigen Zeiten vor der Oberfläche verborgen liegen.

Mit dem Exosuit soll nun das Wrack ausführlich erforscht und die Schätze geborgen werden, die tief unter dem Meeresspiegel ihre geheimnisvollen Geschichten erzählen. Eine exzentrische Kombination: Amerikanische Science Fiction meets griechische Antike.

Wann der Exosuit der Forscher auch dem Mainstream der Tauch-Fans zur Verfügung stehen wird ist noch nicht bekannt. Wenn du es jedoch gar nicht abwarten kannst, der „Final Frontier" Meeresgrund näher zu kommen, dann kannst ja schon mal Fabien Cousteau per Skype kontaktieren, der lebt nämlich momentan einen Monat lang auf dem Boden des Ozeans.