In Disneys Pinocchio gibt es eine Vergnügungsinsel, auf der Jungs und Mädchen machen können, was sie wollen. Arnes Berufsalltag klingt wie eine Horror-Version davon. Er arbeitet in einem deutschen Freizeitpark als Kostümdarsteller, macht als kuschlige Figur verkleidet Fotos mit Gästen, tanzt in Shows und soll gute Laune verbreiten. Doch vielen Besuchern reicht das nicht. Wir haben Arnes Namen geändert, weil die Parkbetreiber es nicht gerne sehen, wenn jemand ihr quietschbuntes Nest beschmutzt.
Anzeige
Beleidigungen und durchgeknallte Eltern
Auch bei VICE: Wie ein russischer Oligarch seine Freizeit verbringt
Es gibt Eltern, die vor ihren kleinen Kindern Darsteller beleidigen, wenn ihnen etwas nicht passt. Vor Kurzem fand eine Frau, dass die Darsteller auf dem Foto nicht höflich genug waren. Ich war Begleiter und erklärte ihr, dass ich mit den Darstellern sprechen würde und sie sich gerne noch mal anstellen könne. Das fand sie nicht in Ordnung. Sie stellte sich neben andere Gäste an den Fotopoint und rief über die Absperrung: "Der Character hat einen kleinen Schwanz, der ist ein Hurensohn", und so weiter.Ich nehme das professionell, aber irgendwie belastet es mich doch, weil ich einfach nicht verstehe, warum die Leute so drauf sind. Die meinen das wahrscheinlich nicht persönlich, sie wissen ja nicht, wer unter dem Kostüm steckt. Viele sind auch im Urlaub und denken vielleicht, dass sie die Sau rauslassen können. Aber spätestens wenn ich geschlagen und getreten werde, frage ich mich schon, warum.
Anzeige
Prügelnde Gäste
Anzeige
Bei Zwischenfällen können wir abbrechen und in den Backstage-Bereich gehen. Der Begleiter kann versuchen, die Täter zu kriegen, aber oft sind die Leute schon weg. Wenn wir sie stellen, bitten wir sie in den Gästeservice. Dann stellen wir dem Jugendlichen, der gerade Spongebob geschlagen hat, das 1,57 Meter große Mädchen vor, das im Kostüm war und die Schläge einstecken musste. Dann wissen die auch nicht, was sie sagen sollen.
Das stickige Kostüm
Die ständigen Rachegedanken
Anzeige
Zum Glück kann man nicht sagen, ob im Kostüm ein Mann oder eine Frau steckt. Wenn die Leute das wüssten, käme es sicher öfter zu sexuellen Übergriffen. Es gibt trotzdem Momente, wo Gäste Hände an Stellen legen, zum Beispiel auf den Hintern, wo du nicht weißt, ob das absichtlich ist.Am Ende des Tages bin ich körperlich und psychisch fertig. Der Job hat die Art, wie ich Menschen sehe, stark verändert. Ich habe gelernt, dass man Menschen nie so ganz einschätzen kann. Trotzdem mache ich den Job gerne. Nicht wegen des Geldes, wir bekommen nur Mindestlohn. Aber viele Momente machen es wieder wett, zum Beispiel wenn ich ein Kind im Rollstuhl zum Lachen bringe. Aber ich frage mich, woher diese negative Energie der Leute kommt. Ich meine, wir sind in einem verdammten Freizeitpark.Du hast bei deiner Arbeit oder deinem Hobby auch kranken Scheiß erlebt und möchtest, dass die Welt davon erfährt? Dann erzähl uns davon und schreib an themen@vice.com.Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.