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Aussagen von Juliette Ashby, einer von Amy Winehouse' engen Freundinnen, sind auch besonders schmerzlich, nicht nur, weil sie mehrmals den Tränen nah ist, sondern weil Kapadia ihren hörbaren Kummer über die Behandlung, die Winehouse durch ihren eigenen Vater, Mitch Winehouse, zuteil wurde, letztendlich nicht die gebührende Aufmerksamkeit schenkt.Zwar widmet Kapadia eine Sequenz Winehouse' Urlaub in St. Lucia 2009, der unterbrochen wurde, als ihr Vater mit seinem eigenen Filmteam für eine Realityshow aus seiner Perspektive dort auftauchte, doch die vom Regisseur gewählte Struktur hält ihn davon ab, Mitch Winehouse weiter zu hinterfragen. Und so hören wir vielleicht die komplexe Mischung aus Schuldgefühl und Pein, die in Ashbys zitternder Stimme mitschwingt, doch Mitch kommt im schlimmsten Fall nur als egoistischer Parasit und im besten Fall wie ein überraschend berühmter Taxifahrer rüber, der versucht (und kläglich dabei scheitert), mit denselben rücksichtslosen Medien umzugehen, die seiner Tochter zusetzen.Wenn Kapadia mehr Zeit auf Mitch Winehouse verwendet hätte und auch auf den Manager seiner Tochter, Raye Cosbert—dem man sicherlich ein Stück Verantwortung dafür geben kann, dass er die Sängerin an dem Abend, an dem sie nur Wochen vor ihrem Tod in Belgrad von der Bühne gebuht wurde, auch nur in die Nähe eines Auftritts ließ—, hätte es den Regisseur vielleicht zu einer gerechteren Einschätzung geführt. Dasselbe gilt für Fielder-Civil, dessen ausgewählte Präsenz in Videoaufnahmen ihn in etwa so schlechtem Licht erscheinen lässt wie sein Auftritt in der Jeremy Kyle Show 2013, ohne uns dabei mehr Einblick zu geben.Ob absichtlich oder nicht, Amy beteiligt sich an dem schlimmsten Verbrechen der Medien: Winehouse' Geschichte wurde in eine Erzählung gepackt und hochgeputscht, man spekulierte über sie und machte sie berüchtigt. Indem der Film das Leben der Künstlerin auf eine Reihe Filmclips reduziert, die Beweise zur Erklärung ihres Todes liefern sollen, macht er ihr sie zu genau dem, was sie nicht sein wollte: ein 0815-Rockstar. Aufnahmen von Frankie Boyle und Jay Leno, die Witze auf ihre Kosten rissen, als sie an ihrem persönlichen Tiefpunkt war, erinnern uns daran, dass die meisten Perspektiven auf ihr Leben—wie auch in gewisser Weise diese hier—ihre Schwäche und ihre Probleme mit derselben Leichtfertigkeit ausgeschlachtet haben, mit der sie später (unter Krokodilstränen) ihren Tod als schockierende Tragödie verkauften.Positiv gesehen stellt Amy eine zweistündige Zusammenfassung der Karriere der Sängerin dar. Als Übersicht ihres herausragenden, originellen Talents ist die Doku nicht ohne Wert. Und trotz aller Unzulänglichkeiten des Films bleiben ja noch die Aufnahmen von Winehouse selbst: charmant und schön, berauschend und unergründlich, unerreichbar und genial.NOISEY: Rest in peace, Amy. Wir gedenken ihr mit einigen Lieblingsauftritten.