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Fotografie

Best of Fotojournalismus 2015

Das richtige Foto zur richtigen Zeit am richtigen Ort kann die Welt verändern
Mads Nissen, Dänemark, Scanpix/Panos Pictures, St. Petersburg, Russland. Bildtext: Jon und Alex, ein schwules Pärchen, während eines intimen Moments. Das Leben für lesbische, schwule, bisexuelle oder transsexuelle (LGBT) Menschen wird in Russland immer schwieriger. Sexuellen Minderheiten drohen gesetzliche und soziale Diskriminierung, Belästigung und sogar kriminelle gewalttätige Übergriffe aus konservativen religiösen und nationalistischen Gruppen.

Das richtige Foto zur richtigen Zeit am richtigen Ort kann die Welt verändern. Beeindruckende Bilder wie Steve McCurrys Afghan Girl, Richard Drews Falling Man oder Nilüfer Demirs Foto des dreijährigen Flüchtlings Aylan Kurdi, der beim Versuch, das Mittelmeer zu überqueren, starb, beeinflussen die öffentliche Meinung und manchmal sogar die internationale Politik nachhaltig. Bei der World Press Photo Competition wird genau dieses Kunsthandwerk, mit einem Bild eine ganze Geschichte zu erzählen, gefeiert. Dieses Jahr wählten die Juroren aus knapp 100.000 Einsendungen von über 5.000 Fotografen aus 131 Ländern die Gewinnerfotos.

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Als Sieger ging das Bild Homophobia in Russia des dänischen Fotografen Mads Nissen hervor. Es zeigt ein leidenschaftliches schwules Pärchen, das der Ächtung der LGBT-Community in seinem Land trotzt. Ein anderes Bild von US-Fotograf Anand Varma zeigt, wie der Kopf einer Ameise von einem aggressiven Pliz angegriffen wird. Ein drittes Bild dokumentiert das Trauma eines Zirkusaffen, der in einem chinesischen Zirkus auf das Fahrradfahren abgerichtet wird. Es wurde von Fotograf Yongzhi Chu gemacht. Neben dem Gewinner in der Hauptkategorie wurden außerdem Bilder in den Kategorien New, Natur, Sport, Zeitgenössische Themen, Langzeitarbeiten und Allgemeines prämiert.

Seht hier unsere Lieblingsbilder von der World Press Photo Competition 2015:

Ami Vitale, USA Lewa Downs, Nordkenia. Bildtext: Ein Gruppe junger Krieger der Samburu sehen zum ersten Mal in ihrem Leben ein Nashorn. Viele Kenianer bekommen nie die Möglichkeit, die wilde Tierwelt kennenzulernen, die in ihrer unmittelbaren Umgebung existiert. Geschichte: Organisiert von komplexen und schwer bewaffneten kriminellen Netzwerken, befeuert von der starken Nachfrage seitens frisch gebackener Millionäre aus Schwellenländern vernichtet das Wildern die großen Tiere der afrikanischen Prärie. Die Notlage der afrikanischen Tierwelt und der Konflikt zwischen Wilderern und zunehmend militarisierten Rangern haben viel Aufmerksamkeit erfahren, doch über die indigenen Gemeinschaften an der Frontlinie dieser Kämpfe und die notwendige Arbeit, um sie zu unterstützen, wird wenig geredet. Diese Gemeinschaften haben eine Schlüsselposition, was die Rettung der afrikanischen Tierwelt angeht.

Raphaela Rosella, Australieb, Oculi Moree, New South Wales, Australien. Bildtext: Laurinda wartet im lila Kleid auf den Bus, der sie zur Sonntagsschule bringt. Sie zählt zu der Vielzahl an sozial isolierten jungen Frauen in benachteiligten Gemeinschaften in Australien, die fest verwurzelter Armut, Rassismus, generationenübergreifenden Traumata, Gewalt, Sucht und einer Reihe anderer Hürden für Gesundheit und Wohlergehen gegenüberstehen.

Åsa Sjöström, Schweden, Moment Agency / INSTITUTE for Socionomen / UNICEF Baroncea, Moldawien. Bildtext: Igor verteilt Schokolade an einen Klassenkameraden, um dessen neunten Geburtstag zu feiern. Als er und sein Zwillingsbruder Arthur zwei Jahre alt waren, reiste ihre Mutter nach Moskau, um im Konstruktionsgewerbe zu arbeiten. Sie verstarb. Die Jungen haben keinen Vater. Sie gehören zu Tausenden von Kindern, die ohne Eltern auf dem moldawischen Land aufwachsen. Junge Leute haben das Land verlassen und lassen eine verschwindende ältere Population und junge Kinder zurück.

Sergei Ilnitsky, Russland, European Pressphoto Agency, 26. August, Donetsk, Ukraine. Bildtext: Beschädigte Gegenstände in  einer Küche in der Innenstadt von Donetsk. Gewöhnliche Arbeiter, Minenarbeiter, Lehrer, Rentner, Kinder und ältere Menschen stehen im Zentrum des Konflikts in der Ost-Ukraine. Durch Artilleriefeuer wurden am 26. August 2014 drei Menschen getötet und zehn verletzt.

Ronghui Chen, China, "City Express," Yiwu, China. Bildtext: Wei, ein 19 Jahre alter chinesischer Arbeiter mit Gesichtsmaske und Weihnachtsmütze, steht vor den Weihnachtsutensilien, die in einer Fabrik mit rotem Puder gefärbt werden. Er trägt sechs Atemmasken pro Tag. Die Mütze schützt seine Haare vor dem roten Staub, der die Arbeiter von Kopf bis Fuß wie mit Ruß eindeckt.

Anand Varma, USA, National Geographic. Bildtext: Wenn die Sporen diese Pilzes auf der Ameise landen, penetrieren sie deren Exoskelett und ihr Gehirn, was ihren Träger daszu veranlasst, seinen gewöhnlichen Lebensraum zu verlassen und auf den nächsten Baum zu klettern. Bis zum Anschlag mit Bakterien gefüllt, hängt sich sie sich an ein Blatt oder eine andere Oberfläche. Pilzsporen brechen von der Hülle der Ameise und werden vom Regen auf die Ameisen am Boden gespült, was den Prozess wieder von neuem beginnen lässt.

Tomas van Houtryve, Belgien, VII für Harper’s Magazine. El Dorado County, California, USA. Bildtext: Schüler auf dem Schulhof. Hintergrund: Mehrere Tausend Personen wurden seit 2004 durch geheime US-Drohnenschläge getötet. Der Fotograf kaufte sich seine eigene Drohne, montierte eine Kamera darauf und reiste durch die USA auf der Suche nach ähnlichen Situationen wie denen, die in den militärischen Berichten aus Pakistan und Yemen erwähnt werden, darunter Hochzeiten, Begräbnisse und Gruppen von Leuten, die beten oder Sport treiben. Er flog die Drohne außerdem über Schauplätze, an denen Drohnen nicht zum Töten eingesetzt werden, wie zum Beispiel Gefängnisse, Ölfelder und die Grenze zwischen den USA und Mexiko.

Pete Muller, USA, Prime for National Geographic / The Washington Post Freetown, Sierra Leone. Bildtext: Das medizinische Personal des Hastings Ebola Treatment Center versucht einen von Ebola gezeichneten Mann zurück in die Quarantänestation zu bringen, aus der er geflüchtet war. Im Zustand der Verwirrung hatte er die Station verlassen und versucht, über die Rückwand des Gebäudekomplexes zu entkommen, bevor er mit Krämpfen zusammenbrach. Ein kompletter Zusammenbruch der mentalen Fähigkeiten ist eine normale Phase fortgeschrittener Ebola. Der Mann auf dem Foto verstarb kurze Zeit nachdem das Bild gemacht wurde.

Massimo Sestini, Italien, 7. Juni, vor der libyschen Küste. Bildtext: Gerettete Schiffbrüchige auf einem Boot der italienischen Marine 30 Kilometer vor der Küste Libyens. Nachdem 2013 Hunderte Männer, Frauen und Kinder vor den Küsten Siziliens und Malta ertrunken waren, startete die italienische Regierung die Operation „Mare Nostrum“ zur Rettung von Flüchtlingen. Allein 2014 wurden so 170.081 Personen gerettet und mit nach Italien genommen.

Jérôme Sessini, Frankreich, Magnum Photos für De Standaard 19.-21. Februar, Kiew, Ukraine. Bildtext: Ein Demonstrant bittet um medizinische Hilfe für einen erschossenen Kameraden. Geschichte: Nach mehreren Monaten der Gewalt hielten Anti-Regierungsdemonstranten noch immer Barrikaden auf dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew, 

dem Maidan, aufrecht. Am Samstag, den 20. Februar, eröffneten unbekannte Scharfschützen das Feuer auf unbewaffnete Demonstranten auf der Straße Instituska. Laut einer offiziellen Quelle wurden 70 Demonstranten erschossen. Die ukrainische Bereitschaftspolizei erklärte, dass mehrere Polizeibeamte verwundet oder getötet worden seien. Eine inoffizielle Quelle erklärte, die Scharfschützen hätten sowohl auf Polizei als auch Demonstranten gleichzeitig das Feuer eröffnet, um beide Lager zu provozieren. Der 20. Februar ging als blutigster Tag in die Geschichte des Euromaidan ein. Zwei Tage später verließ Präsident Wiktor Janukowytsch das Land.

Bulent Kilic, Türkei, Agence France-Presse, 12. März, 2014, Istanbul. Bildtext: Ein junges Mädchen wird fotografiert, nachdem es bei Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten nach dem Begräbnis des 15-jährigen Berkin Elvan verwundet wurde. Der Junge war an Verletzungen gestorben, die er während der Anti-Regierungsproteste im vergangenen Jahr davongetragen hatte. Die Polizei feuerte Tränengas und mit Wasserwerfern auf die Demonstranten in Ankara, während in Istanbul die Menge auf dem Weg zum Friedhof ein riesiges Feuer entfachte.

Yongzhi Chu, China. Suzhou, Anhui Province, China. BIldtext: Ein Zirkusaffe geht in Deckung, als sein Dompteur näher kommt. Mit über 300 Zirkustruppen ist Suzhou die Heimtstadt des chinesischen Zirkus.

>> Auf der Website der World Press Photo Competition findet ihr weitere Bilder