Bilder einer Höllenfahrt: So fühlt sich Schlafentzug an
Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung des Künstlers

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Angstgefühl

Bilder einer Höllenfahrt: So fühlt sich Schlafentzug an

Der Filmemacher Kevin McGloughlin nimmt euch auf einen wirren Tag/Nacht-Trip aus Unruhe und Angst mit.

Schlaflosigkeit ist eine Sache. Schlafentzug ist aber nochmal eine ganz andere Geschichte. Wenn der Schlafentzug sich scheinbar endlos hinzieht, und das Angstgefühl immer stärker wird, versetzt der Schlafmangel dich in einen extrem surrealen halluzinatorischen Zustand. Ein Mal habe ich etwa eine Woche Schlafentzug durchgemacht. Mein Sinn für Raum und Zeit brach völlig zusammen und ich war nicht mal mehr imstande, die ganz alltäglichen Dinge zu verarbeiten, die wir alle als so selbstverständlich ansehen. Filmproduzent Kevin McGloughlin, der in seinen Videos regelmäßig die Dimensionen von Raum und Zeit verbiegt, versucht in seinem neuesten Video mit einer Reihe experimenteller Arbeiten das Gefühl des Schlafentzugs zu verbildlichen.

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Im ersten Teil des Projekts Cathemeral, Tram Stop, ist ein befremdlicher und nervenaufreibender Wechsel zwischen Tag und Nacht zu sehen. Aufgenommen wurden die Szenen aus einer Tram in der polnische Stadt Posen. Wie McGloughlin erklärt, verdeutlichen die Arbeiten das Gefühl der Rastlosigkeit und der Verwirrung, welches mit dem Schlafentzug und der Angst einhergeht.

„Dieses Video wurde an einem ruhigen Sonntagabend und Sonntagnacht aufgenommen", erklärt McGloughlin. „Sowohl das Video als auch der Ton stammen aus den Originalaufnahmen."

„Das Filmmaterial von tagsüber wurde komplett so belassen, wie es aufgenommen wurde (Video und Ton)", fügt er hinzu. „Da die Trams aber mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten unterwegs waren, musste ich die Aufnahmen der gleichen Strecke aus der Nacht denen vom Tag anpassen, was dazu führte, dass der Ton stellenweise verzerrt ist. Im Video ist aber nichts animiert."

Im Video wechseln sich Szenen von Tag und Nacht sehr schnell ab. McGloughlin musste also viel Zeit investieren, um den Maßstab der Aufnahmen zu stabilisieren und anzupassen. Dies gelang ihm, indem er die Bilder so weit drehte und streckte, bis sie auf die vorliegenden Aufnahmen von tagsüber passten.

„Auf die Idee, den Ton mit einzufügen, kam ich erst später", sagt McGloughlin. „Es erweitert das ganze um eine neue Dimension. Es war aber keineswegs geplant, dass der Ton melodisch ist. Doch komischerweise ist er stellenweise sogar fast rhythmisch."

McGloughlin sagt, dass Tram Stop auch von den Arbeiten seines Zwillingsbruders und ebenfalls Künstlers Páraic McGloughlin inspiriert wurde. Dieser arbeitet an einem Projekt mit bewegten Bildern, in denen er seine Reise über eine Landstraße durch die vier Jahreszeiten hinweg festhält. Im Vergleich mit den städtischen, nervenaufreibenden Reizen für Augen und Ohren aus Tram Stop hört sich das doch sehr ländlich und beruhigend an.