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Bis zu 60 Freiwillige helfen Sonja Hinrichsen bei der Kreation ihrer Schneegemälde

Die deutsche Künstlerin schafft mit ihren temporären Interventionen in verschneiten Winterlandschaften nicht nur wunderschöne Kunstwerke, sondern auch soziale Events mit Umweltbewusstsein.

Fotos mit freundlicher Genehmigung von Sonja Hinrichsen

Pünktlich zum ersten Schneefall sind wir auf die Snow Drawings von Sonja Hinrichsen gestoßen. Die deutsche Künstlerin kreiert seit knapp sechs Jahren monumentale Kunstwerke in den Winterlandschaften Colorados. Was im Februar 2009 in den Rocky Mountains während Hinrichsens dreimonatiger Künstlerresidenz im Anderson Ranch Art Center als Spielerei begann, hat sich mittlerweile zu mehrtägigen sozialen Kunst-Events entwickelt, bei denen Hinrichsen von mitunter 60 Freiwilligen bei der Kreation ihrer Snow Drawings unterstützt wird.

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Die Absolventin der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart erzählt: „Zuerst entwarf ich Muster im Kopf und übertrug sie dann auf den unberührten Schnee, indem ich in meinen Schneeschuhen Linien lief. Riesige Schneefelder wurden zu meinen Leinwänden. Ich selbst war der Stift, der auf ihnen zeichnete. Ich stellte mir die Herausforderung, nur vorwärts und nicht zurücklaufen zu dürfen. Die Zeichnungen mussten also aus einer kontinuierlichen Linie entstehen, was meine Spontaneität und Experimentierfreude anregte.“

Französische Alpen, Februar 2014, Foto mit freundlicher Genehmigung der Chandra Cerrito Gallery, Oakland, CA

Hinrichsen stellet fest, dass ihre Leinwände jedes Mal andere Voraussetzungen boten, je nach Dicke und Beschaffenheit des Schnees. So tauten ihre Schneedrucke zum Beispiel bei Sonneneinstrahlung zunächst leicht auf, um im Laufe des Tages wieder zu gefrieren. Aufgrund der Vergänglichkeit ihrer Werke dokumentiert Hinrichsen die Snow Drawings meist sofort per Kamera: „Beim Fotografieren machte ich eine weitere Entdeckung. Abhängig vom Winkel der Sonne zur Position der Kamera sahen die Zeichnungen entweder strahlend weiß oder fast schwarz aus. Meine Werke konnte man auf zwei verschiedene Arten betrachten: von der einen oder der anderen Seite, frühmorgens oder kurz vor Sonnenuntergang.“

Fotos: Rabbit Ear Pass, 2012__

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Drei Jahre nach der Kreation ihres ersten Schneegemäldes, organisierte Hinrichsen dann zum ersten Mal ein Snow Drawing Event, bei dem unter Mithilfe von Einwohnern aus Steamboat Springs und Hayden (Colorado) zwei monumentale Werke entstanden. „Wir kombinierten künstlerisches Schaffen mit winterlichen Outdoor-Aktivitäten mitten in der atemberaubenden Landschaft des Rabbit Ears Pass in den Western Colorado Mountains. Unsere riesigen Zeichnungen konnte man ihrer Gesamtheit nur aus der Luft betrachten–und auch das nur für einige Tage. Die Volunteers hatten echt Spaß dabei.“

Mit dem Event am Rabbit Ears Pass erregte Sonja Hinrichsen dann schnell das Interesse internationaler Medien. Sowohl ihre Zeichnungen als auch die dazugehörigen Events sind seitdem in ihren Dimensionen stetig angewachsen. Mit 60 Freiwilligen kreierte sie letztes Jahr gigantische spiralförmige Muster am Catamount Lake (siehe Hauptfoto).

Fotos: We Are The Water, 2014

Das letzte große Werk von Hinrichsen, We Are The Water, entstand im Februar 2014 im Rahmen eines dreitägigen Seminars rund um die Wasserprobleme des Colorado-River, des gesamten Westens der USA und im Speziellen des Yampa River im Nordwesten von Colorado. „Mit um die 50 Freiwiligen kreierten wir auf einem gefrorenen Stausee ein künstlerisches Abbild des Regenwassersystems des Yampa River in Routt County. Wir haben den See von vier verschiedenen Punkten betreten und mit unseren Schneeschuhen den Verlauf der vier Nebenflüsse nachgezeichnet, bis wir dann in der Mitte des Sees zusammentrafen, um den Verlauf des ursprünglichen Flussbetts des Hauptflusses nach zu zeichnen.“

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Als überzeugte Umweltschützerin legt Hinrichsen Wert darauf, dass ihre wunderschönen Interventionen in der Natur keine bleibenden Spuren hinterlassen, sondern vergänglich sind. „Der kreative Prozess hinter den Bildern macht einen großen Teil meiner Werke aus. Es ist mir wichtig, dass die Teilnehmer die Natur erleben, während sie ihre vertrauten Schneelandschaften in Kunstwerke verwandeln. Ich hoffe, dass die Luftaufnahmen der Werke zeigen, wie Landschaft durch ein systematisches Design in ein Kunstwerk verwandelt wird. Das verändert unsere Wahrnehmung der Landschaft und betont die Schönheit und Magie einer natürlichen Umgebung. Ich halte das für wichtig–vor allem in unserer modernen Gesellschaft, die sich zunehmend von der Natur abkapselt."

In der Galerie Chandra Cerrito Contemporary in Oakland, Kalifornien, sind derzeit einige Bilder von Hinrichsen zu sehen, die sie im Februar dieses Jahren in den französischen Alpen am Serre Chevalier gemacht hat:

Foto: Mit freundlicher Genehmigung der Chandra Cerrito Gallery, Oakland, CA

Foto: Mit freundlicher Genehmigung der Chandra Cerrito Gallery, Oakland, CA

Foto: Mit freundlicher Genehmigung der Chandra Cerrito Gallery, Oakland, CA

>> Besucht hier die Website von Sonja Hinrichsen