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Das Sound City Project ist ein akustisches Google Street View

Mit einem speziell angefertigten Klangkopf aus dem 3D-Drucker haben David Vale, Rick van Mook und Caco Teixeira bereits in sechs Städten die Akustik verschiedener Orte als 3D-Sound eingefangen.

Prototyp des Klangkopfes, Fotos mit freundlicher Genehmigung der Künstler

Ihr wohnt in einer Stadt? Damm geht mal raus auf die Straßen, schließt die Augen und achtet auf all die Geräusche, die ihr hören könnt. Gesprächsfetzen, das Rauschen des Windes, vorbeifahrende Autos oder S-Bahnen. In der Stadt zu wohnen, bedeutet immer, alle möglichen Arten von Geräuschen in seiner unmittelbaren Umgebung zu haben.

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Für ihr Sound City Project haben David Vale, Rick van Mook und Caco Teixeira 3D-Klanglandschaften verschiedener Städte kreiert. Sie nahmen dafür die stereotypen Sounds verschiedener Orte auf, um euch eine immersive Erfahrung von Raum und Ort in eurem eigenen Zuhause zu schaffen. Google Street View für die Ohren sozusagen.

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„Ich wollte ein Instrument schaffen, mit dem Leute spezifische Orte auf der Welt auswählen und ein besseres Verständnis dafür entwickeln können, wie sie klingen. Ohne eine 'Super-Produktion' oder so etwas, einfach den echten Klang der Orte“, so Vale. „Die Klangerfahrung sollte so real wie möglich werden, so als würdest du deine Augen schließen und dir vorstellen, wie du an diesem Ort bist–so etwas funktioniert nur mit 3D-Sound.“

The High Line, NYC. Screenshot des Sound City Project

Aufgenommen wurden die Klänge des Sound City Projects mit einem extra per 3D-Druck angefertigten „Klangkopf“ mit vier Ohren. Das Team benötigte nämlich mindestens vier Kanäle, um einen stereoskopischen Sound  einzufangen. Der Kopf wurde mit dem Programm Maya entworfen und an einen menschlichen Kopf angelehnt. Er verfügt über einen ähnlichen Ohrenabstand, so dass das Team Mechanismen wie die oft in Videospielen verwendete Head-Related Transfer Function (HRTF) einbauen konnte (Die HRTF erlaubt es, einen Klang räumlich genau zu lokalisieren, so dass die virtuelle Erfahrung viel realistischer wird).

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„Wir installierten vier omnidirektionale Mikrophone (eines an jedem Ohr) in unserem 3D-gedruckten Modell und nahmen alle vier Spuren simultan auf“, erklärt Vale, der das Projekt kontinuierlich um neue Städte und Aufnahmen ergänzen will. „Anschließend verbanden wie die vier Spuren in einer Audiodatei mit vier Kanälen. Abhängig von der Richtung, in die der Träger guckt, manipulieren wir die Lautstärke der einzelnen Kanäle für das linke und das rechte Ohr. Wenn du also nach Norden schaust, hörst du das westliche Mikrofon im linken und das östliche Mikrofon im rechten. Wenn du nach Westen schaust, hörst du das südliche Mikrofon im linken und das nördlich Mikrofon im rechten Ohr.“

Das finale Design des Klangkopfes

Bisher haben die Jungs 64 Orte in sechs Städten aufgenommen, darunter New York, Francisco, Oslo, Bergen, Flåm und Stockholm.  „Wir haben jeden Ort bewusst ausgesucht, um den Usern eine schöne und interessante akustische Erfahrung zu ermöglichen. Wir wollten mehr als nur das urbane Weiße Rauschen, das man erwarten würde. Die Benutzer können ein breites Spektrum an Klängen erleben, darunter den Times Square am Wochenende oder einen vorbeifahrenden Zug in einem kleinen Dorf in Norwegen“, so Vale.

Golden Gate Bridge, San Francisco. Screenshot des Sound City Project

Das Projekt soll zukünftig für Kollaborationen und Live-Streaming geöffnet werden. Außerdem plant das Team ein Download-Kit zur Verfügung zu stellen, mit dem Leute ihre eigenen Aufnahmen machen können. Vielleicht entsteht aus dem Sound City Project letzten Endes eine virtuelle Umgebung, in der Orte nicht nur visuell, sondern auch akustisch kartografiert werden. Eine Tour durch Google Street View bekäme so eine angemessene akustische Erweiterung.

>> Erlebt hier das Sound City Project