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Memes

Der Erfinder von Pepe zur Instrumentalisierung seines Froschs durch die rechte Szene

Der amerikanische Zeichner Matt Furie ist der geistige Vater von Pepe the Frog. Heute dient Pepe als Symbol der Ultrarechten, und wir wollten von Matt wissen, was er darüber denkt.

Pepe the Frog in dem Comic „Boy’s Club 3“ von Matt Furie. Bild: The Creators Project mit freundlicher Genehmigung des Künstlers.
   
Pepe the Frog ist ein glücklicher, permanent bekiffter Frosch, der mit seinen drei besten Freunden ein Apartment teilt. Ausgedacht hat sich die Figur der Zeichner Matt Furie, der in seinen Comic-Magazinen namens Boy’s Club aus dem Leben von Pepe berichtete. Pepe raucht Joints, friert gigantische Kackhaufen ein, spielt Computerspiele und hängt in Boxershorts ab. Wie alle guten Dinge wurde Pepe der Frosch schnell vom Netz entdeckt und mutierte zu einer grob gezeichneten und oft kopierten Meme-Legende.

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Perverserweise haben nun rechte und rassistische Hate Groups Pepe entdeckt und missbräuchlicherweise zu ihrem Symbol gemacht. Sogar Donald Trump twitterte neulich ein Bild von sich selbst als Pepe. Es zirkuliert zudem eine wachsende Zahl antisemitischer Illustrationen mit Pepe. Aus diesen Gründen hat die Anti-Defamation League, eine Organisation  gegen die Diskriminierung und Diffamierung von Juden, in den USA Pepe jetzt in ihre Online-Datenbank der Hate Symbols hinzugefügt.

Aber wie fühlt sich das jetzt für Pepes Erfinder Matt Furie an, der zusehen muss, wie seine Arbeit verzerrt und instrumentalisiert wird? The Creators Project sprach mit dem Künstler über Pepes dubiose Entwicklung.
   
The Creators Project: Seit wir das letzte Mal gesprochen haben, hat sich ganz schön viel in Pepes Leben verändert. Und wir wollten mal mit dir darüber reden, wie verrückt das alles gerade ist. Matt Furie: Oh ja, es ist komplett verrückt. Mir rennt die Presse gerade die Tür ein, weil sie jemanden suchen, der für Pepe sprechen kann. Und das bin dann wohl ich.

Matt Pepe Comic 1.JPG

Note the like’s; einer der ersten Auftritte von Pepe the Frog im Boy’s Club von Matt Furie. Bild: The Creators Project mit freundlicher Genehmigung des Künstlers.
   
Was denkst du in Bezug auf das Recht am geistigen Eigentum, das du an deiner Schöpfung ja hast?
   
Die alten Urheberrechtsgesetze greifen heute irgendwie nicht mehr richtig, da muss nachgebessert werden. Aber ich glaube auch nicht, dass man durch Gesetze die weitere Ausbreitung der Meme-Kultur verhindern kann. Da werden einfach Bilder genommen und in einen völlig anderen Zusammenhang gebracht. Dadurch ist eine Grauzone für uns Künstler entstanden, besonders für jemanden wie mich, der dabei zusehen muss, wie ein Charakter, den er vor Jahren entwarf, zum neuen Hakenkreuz wird.
   
Auch wenn es eine dumme Frage ist, aber… wie findest du das alles?
   
Weißt du, ich hab mir eine Zen-Haltung zugelegt und versuche einfach, mich auf das Große und Ganze zu konzentrieren. Ich bin ein ganz zufriedener Typ, hab ein gutes Leben und alles, und bin dankbar für die ganzen positiven Sachen, die mir passiert sind. Ich bin ein ziemlich positiver Mensch. Ich liebe meine kreative Arbeit und bin eigentlich im Herzen ein Hippie.
   
Findest du, dass die rassistischen Memes zu viel Aufmerksamkeit in den Medien bekommen?
   
Also, die Leute, die diese unglaublich rassistischen, abgefuckten Pepe-Memes erstellen, sind wahrscheinlich einfach irgendwelche Typen ohne Hobby, die nichts Besseres zu tun haben, als sich auf Message Boards herumzutreiben und dumme Hasswitze zu machen. Das ist jetzt nur alles unverhältnismäßig aufgebauscht worden, weil es in den Debatten im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen eine Rolle spielte.
   
Ist das nicht eine typische Internetgeschichte? Etwas beginnt mit einem Comic, wird  zum Meme, das dann in so ein Hass-Symbol gedreht wird—und schließlich berichtet das NPR darüber? Ja, damit hab ich echt ein Problem. Es wird zwar kurz gesagt, dass die Vorgeschichte von Pepe total harmlos ist, aber dann wird nur noch über seine Nutzung als ultrarechtes und rassistisches Symbol gesprochen, und dass stimmt ja auch wieder nicht. Pepe ist ein internationales Phänomen. Und eigentlich noch bekannter für irgendwelche dummen Jokes, die überhaupt nichts mit Rassismus zu tun haben. Jetzt so zu tun, als wäre  alles nur rassistisch… das stimmt einfach nicht.

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Matt Pepe Comic 2.JPG

Pepe the Frog und seine Kumpel hängen auf dem Friedhof ab; aus Boy’s Club von Matt Furie. Bild: The Creators Project mit freundlicher Genehmigung des Künstlers.
   
Gab es Leute, die nicht verstanden haben, dass du nichts mit den rassistischen Memes zu tun hast?
   
Nicht wirklich. Aber wie gesagt, wenn jemand für Pepe sprechen soll, warum dann nicht der Typ, der ihn erfunden hat. Aber ich hatte ihn einfach als diesen bekifften, coolen Frosch entwickelt, der mit seinen trotteligen Mitbewohner abhängt, Furzwitze macht, TV schaut und Cola trinkt und so. Die rassistischen Memes sind so weit weg von dem Bild, das ich eigentlich von Pepe entworfen hatte, dass sie eigentlich gar nichts mehr damit zu tun haben. Aber irgendwie wird das alles natürlich doch noch mit meinem Namen verbunden. Deshalb versuche ich, Pepes Ruf wiederherzustellen—ist aber irgendwie auch ein sinnloses Unterfangen.

Denkst du manchmal darüber nach, nochmal in die Boy’s Club-Welt einzutauchen?
   
Ja, das wäre schon ganz witzig. Einfach noch ein Kapitel dranzuhängen oder so. Ich würde dann wahrscheinlich einen vollkommen banalen Tag von Pepe beschreiben. Zum Beispiel, dass er nur die ganze Zeit vollkommend stoned vor dem Computer abhängt. Das wäre vielleicht ein Weg, um dem Ganzen wieder einen positiven Dreh zu geben.

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Matt Furie und seine bekannteste Kreation Pepe the Frog, als dieser noch nicht als Symbol der der Rechten missbraucht wurde. Bild: Betty Udesen, 2016 mit freundlicher Genehmigung von Matt Furie.
   
Hier kommt ihr zu Matt Furies Website.