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Design

Die Web-App LASACT visualisiert soziale Interaktion in der Masse mit einem steuerbaren Laser

Das Kölner Kreativ-Kollektiv bildundtonfabrik verknüpft auf künstlerische Weise dynamische Gruppenprozesse mit Licht- und Sound-Installationen.

So genau wissen die Teilnehmer der interaktiven Installation LASACT nicht, was gleich passieren wird. Mit Smartphone bewaffnet stehen sie bei Dunkelheit in einer Menschenmenge vor einem per Laser illuminierten Turm. Eines ist klar: Man kann den Laser steuern. Aber wie?

Über ein offenes WLAN und per QR-Code haben sich alle Besucher der Installation auf der LASACT-Webseite eingewählt, um auf eine Web-Applikation zuzugreifen. Einer von ihnen wird die grobe Bewegungsrichtung des Lasers steuern können. Er muss dafür sein Smartphone durch die Luft bewegen. Allerdings kommt er nur 30 Sekunden lang in den Genuss, eine Fernbedienung für den Laser zu haben–danach geht die Kontrollfunktion an den nächsten Teilnehmer über. In welcher Reihenfolge, das wissen die Leute nicht. Erscheint eine Katze mit Laseraugen auf dem Display deines Handys, ist klar: Du bist jetzt für eine halbe Minute die Kommandozentrale.

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Alle anderen müssen aber nicht untätig zusehen: Sie können Formen, Umrisse und Bewegungsdetails des Lasers beeinflussen–und zwar per Gesten auf dem Touchpad. Sie müssen dabei selbst herausfinden, was wie funktioniert. Tippen, Wischen oder Großziehen–jede Handbewegung wirkt sich auf unterschiedliche Weise auf den Laser aus. Synchronisieren mehrere Teilnehmer bewusst oder unbewusst ihre Gesten, verstärkt sich der Effekt. Bei wenig Besuchern kann man so schnell herausfinden, zu welchen Formen die Gruppe tendiert. Doch je größer die Menge, desto chaotischer der Laser. Da kann es dann schon mal helfen, sich untereinander abzusprechen, welche Gesten genutzt werden sollen. Parallel zum Laser läuft dabei eine Soundinstallation, die ebenfalls auf die per Smartphone gesammelten Daten reagiert. Die Teilnehmer können die Klangstruktur verändern und zwischen den Stereo-Kanälen hin- und herschieben.

Die Licht- und Sound-Installation der kreativen Kölner Multimedia-Crew bildundtonfabrik ist ein tolles Experimentierfeld für soziale Interaktion und Koordination in der Masse. Dynamische Gruppenprozesse werden hier per Laser visualisiert. Wie oft im Leben bestimmt dabei eine Einzelperson die grobe Richtung, in die sich eine Gruppe bewegt, während die Masse bisweilen unkontrollierte Reaktionen hervorruft.

Entworfen haben Alexander Rechberg, David Murmann, Michael König, Adrian Rennertz und Daniel Becker LASACT ursprünglich für die Platine 2013, das Kölner Festival für elektronische Kunst und alternative Spielformen. Hier feierte die temporäre Installation im August letzten Jahres ihre Premiere. Installiert wurde LASACT anschließend nur noch ein weiteres Mal, nämlich auf dem diesjährigen Fusion-Festival. Doch das Kollektiv sieht noch großes Potenzial für zukünftige Einsätze in Bereichen wie Projection Mapping oder Festivals für spielbare Architektur, wie dem derzeit stattfindenden 72 Hour Interactions Witten.

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Dass ihre künstlerische Verbindung von sozialer Interaktion und moderner Technologie den Nerv der Zeit getroffen hat, wurde den LASACT-Machern übrigens gerade bei den vom Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe verliehenen App Art Awards 2014 bestätigt. Sie gewannen hier den Sonderpreis in der Kategorie „Crowd Art“.

>> Hier geht es zur Webseite der bildundtonfabrik

>> Hier geht es zur Webseite von LASACT