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Sex

Diese beiden Künstler nutzen den menschlichen Körper als Ausstellungsfläche

„Body Holes“ verlegt Kunstwerke aus dem „White Cube“ auf den menschlichen Körper.
Bruno Zhu | Left Nostril, 2016 | Printed text. All e Bilder mit freundlicher Genehmigung der Künstler und New Scenario  

Body Holes, das Projekt des Künstlerduos New Scenario ist ein faszinierender Versuch, sich von dem Ausstellungskonzept des „White Cube“ zu lösen. Das kuratorische Projekt besteht aus über 40 Kunstwerken, die von aufstrebenden Künstlern wie Yves Scherer und Rachel De Joode erschaffen wurden. Statt diese an den weißen Wänden eines weißen Raums auszustellen, werden sie auf unterschiedlichen Körperteilen präsentiert.

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„Wenn der Körper ein Museum wäre, würde es sieben Galerien geben“, so die Erklärung auf der Homepage des Projekts. Münder, Nasen, Ohren, Bauchnabel und „Pipilöcher“ werden hier zu neuen Ausstellungsflächen für die Kunstwerke im Kleinformat. Jedem Künstler wurde ein bestimmtes Körperteil zugeordnet, doch die Art des Kunstwerks wurde den Künstlern völlig selbst überlassen—so lange es in eine der Körperöffnungen passte.

Carson Fisk-Vittori | Eusocial Insect Dance, Poisonous Pollen = Poisonous Honey, 2015 | Blue Orchid bees, electronic parts, honey.

Das Zusammenspiel von Miniaturgröße und ungewöhnlichem Hintergrund sorgt für Kunstwerke, die unglaublich erfrischend anmuten. Es ist nicht die gleiche Art Kunst wie die, die sonst für Galerien oder andere Institutionen gemacht wird. Eine Replik des Rings aus Herr der Ringe hat in dem Kunstwerk 98.6F von Fenêtre Project beispielsweise in einer Vagina Platz gefunden. Bruno Zhu hat einen fast mikroskopisch kleinen Text in einem Nasenloch untergebracht. Ein After beherbergt Michele Gabrieles FIRSTY-FISTY, eine Skulptur, in der eine Mücke und andere Insekten von Harz umschlossen wurden.

Paul Barsch und Tilman Hornig sind die kreativen Köpfe hinter New Scenario. Sie haben das Projekt Body Holes über einen Zeitraum von einem Jahr im Auftrag für die 9. Berlin Biennale auf die Beine gestellt. Im Gegensatz zu dem Großteil der auf der Biennale zu bestaunenden Kunstwerke ist dieses Projekt nur online zu sehen—eine weise Entscheidung, da es ziemlich unpraktisch wäre, Menschen als Ausstellungsflächen über die vielen Monate der Biennale hinweg zu zeigen.

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Yves Scherer | Tiger, 2016 | Plastic white tiger.

Welche Leute haben ihre Körper als besondere Ausstellungsfläche zur Verfügung gestellt? New Scenario will das nicht verraten, sondern die Anonymität der Teilnehmer schützen, und teilte The Creators Project außerdem mit, dass die Identitäten der mutigen Individuen bei dem Projekt keine wichtige Rolle spielen. Sie erwähnten aber, dass es „uns wichtig war, unterschiedliche Körper, Geschlechter, Altersklassen und Hautfarben zu zeigen, damit der Betrachter den Körper in einem weiteren Sinne wahrnehmen kann.“ Denn tatsächlich bekommt die Darstellung eine völlig neue Bedeutung, wenn man etwas so politisches wie Körper als Ausstellungsfläche benutzt; es wäre sinnlos, weiße Wände mit weißen Hintern zu ersetzen.

Viktor Fordell | Neocave, 2016 | Silicon, inkjet print, MDF.

„Wir haben versucht, jedes Kunstwerk in einem richtigen Gleichgewicht aus Gegenstand und Umgebung festzuhalten, und das mit einer neutralen und praktischen Herangehensweise. Und wir glauben, dass die Bilder—die Verbindung von Kunstwerken und Körperöffnungen—diese Herangehensweise widerspiegeln und die stark konnotierte Natur von Körperöffnungen neutralisieren“, erklärten New Scenario gegenüber The Creators Project. „Es wäre fantastisch, wenn das Projekt dabei helfen könnte, unsere Körper zu normalisieren, zu ent-stigmatisieren und sie von den begrenzten kulturellen, politischen und sexuellen Wahrnehmungen zu befreien.“

Paul Barsch | Homo Heidelbergensis (mirror), 2015 | 3D print.

Hier könnt ihr euch Body Holes anschauen. Mehr über die Arbeiten von New Scenario findet ihr auf der Website des Künstlerduos.