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Fotografie

Diese Fotos von Diane Arbus habt ihr noch nie gesehen

45 Jahre nach dem Tod der berühmten Fotografin werden noch nie gesehene Fotos in einer Einzelausstellung gezeigt.
Female Impersonator holding long gloves, Hempstead, L.I. 1959, Diane Arbus. Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung des Künstlers, der The Met Breuer Galerie und Doon und Amy Arbus.

Fotografin Diane Arbus hat es wie niemand anders geschafft, auf so elegante und gleichzeitig gelassene Weise die Grenzen des Normalen zu sprengen und die Menschlichkeit der Außenseiter unserer Gesellschaft darzustellen. Ihre leicht unheimlichen Fotografien zweier eineiiger Zwillingsmädchen, eines etwas seltsamen Jungens mit einer Spielzeughandgranate, und eines halbnackten Zwergs, der scheinbar gerade Sex hatte—all diese Bilder sind auch noch fast ein halbes Jahrhundert nachdem sie aufgenommen wurden wahre Meisterwerke.

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Doch die Fotos aus ihrer Dauerausstellung diane arbus: in the beginning, die in der New Yorker Galerie Met Breuer zu sehen sind, konzentrieren sich weniger auf ihre berühmtesten Werke; mehr als zwei Drittel der über 100 ausgestellten Fotos sind zuvor noch nie in der Öffentlichkeit gezeigt worden—es handelt sich dabei um neue Entdeckungen aus den Anfängen ihrer Karriere.

Jack Dracula at a bar, New London, Conn. 1961, Diane Arbus

Die ausgestellten Fotografien zeigen sehr ähnliche Motive und lassen die vermenschlichende Herangehensweise erahnen, die Arbus später in ihren Kunstwerken verfestigen und zu einem ihrer Markenzeichen machen würde. Bereits in den Anfängen versuchte die Fotografin, den Menschen am Rande unserer Gesellschaft die Aufmerksamkeit und das Mitgefühl zu geben, die ein jeder verdient.

Die Ausstellung diane arbus: in the beginning. 

Die wahrscheinlich größten Unterschiede zwischen ihren frühen und späteren Arbeiten sind eher formeller Art. Arbus war dafür bekannt, mit einer Rolleiflex zu fotografieren, die viereckige Fotos produziert und es erfordert, das Bild aus einem niedrigeren Winkel zu schießen. Im Gegensatz dazu wurden die jetzt erstmals öffentlich gezeigten Bilder allesamt mit 35-mm-Film-Kameras aufgenommen. Zudem setzte Arbus in ihren späteren Fotos den Blitz sehr häufig ein—eine entscheidende Veränderung gegenüber dem größtenteils natürlichen Licht in ihren frühen Arbeiten. „Die Art des Lichts in diesen Bildern, so wie die Sonne und das künstliche Licht die Gestalten umhüllen, lässt sie sanfter erscheinen und es entsteht eine gewisse Vertrautheit“, erklärt der für Fotografien verantwortliche Kurator der Met Breuer Galerie, Jeff Rosenheim, gegenüber The Creators Project. „Der Blitz in ihren späteren Werken ergänzt die Bilder um ein hartes, kaltes und unverkennbares Element.“

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Fire Eater at a carnival, Palisades Park, N.J. 1957, Diane Arbus

Ein Jahr nach Arbus’ Tod im Jahr 1971 wurden die in ihrer Wohnung gefundenen Fotos in einer retrospektiven Ausstellung im MoMA gezeigt. Die Bilder wurden zu Arbus’ berühmtesten Werken und festigten ihr nachfolgendes künstlerisches Erbe. Viele Jahre später fand man in ihrer Wohnung eine Fotobox, die sie in einer zuvor unzugänglichen Ecke ihrer Dunkelkammer aufbewahrt hatte. Die beiden Töchter der Fotografin, Doon und Amy Arbus, schenkten diese Box dem Metropolitan Museum.

Abgesehen von der Tatsache, dass die Fotos zuvor noch nie gezeigt worden sind, ist auch die Art der Präsentation ziemlich einzigartig. Sie wurden nicht in Grüppchen oder in einer bestimmten Reihenfolge angeordnet; stattdessen nimmt jedes der relativ kleinen Bilder eine riesige weiße Säule für sich ein. „Ich wollte, dass die Leute die Bilder einzeln betrachten können, so wie Arbus es getan hat, als sie ihre Motive gefunden hat“, erklärt Rosenheim. „Auf dem Großteil der Bilder sind Individuen zu sehen, die den Blick der Fotografin erwidern. Wenn man also den Raum betritt und ein wenig herumläuft, sieht man die Individuen so, wie Arbus sie damals in den Straßen der Stadt sah.“

Woman with white gloves and a pocket book, N.Y.C. 1956, Diane Arbus

Zudem ist der Aufbau der Ausstellung auch in besonderer Weise nichtlinear. Jede Reihe von Säulen lädt den Betrachter dazu ein, sich seinen eigenen Weg durch den Raum zu bahnen. „Meiner Meinung nach regt die Ausstellung die Betrachter an. Sie müssen selbst entscheiden, was sie sich anschauen wollen, und dadurch sind sie aktiv statt passiv. Außerdem spiegelt diese aktive Rolle auch die Erfahrung wieder, Bürger einer Millionen-Metropole wie New York zu sein“, fügt Rosenheim erklärend hinzu.

Kid in a hooded jacket aiming a gun N.Y.C. 1957, Diane Arbus

Man in hat, trunks, socks, and shoes, Coney Island, N.Y. 1960, Diane Arbus

Bis zum 27. November 2016 könnt ihr in die Arbeiten von diane arbus: in the beginning in der Met Breuer Galerie eintauchen.