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Kunst

Dieses Crowdsourcing-Projekt zeigt das WM-Finale aus der Sicht von Fans rund um den Globus

"Time Of The Game" synchronisiert die verschiedenen Perspektiven der WM-Zuschauer weltweit.

Obwohl die Weltmeisterschaft nun definitiv zu Ende gegangen ist, hat sich das öffentliche Interesse am Event noch nicht vollständig verflüchtigt. GIFs, Memes und unzählige Bearbeitungen von Götzes Siegestor zirkulieren noch immer fleißig durch's Web. Ein bestimmtes Fanprojekt sticht dabei besonders hervor. Während sich viele der kreativen Hobbykünstler auf den Fußball selbst beschränken, haben Autor Teju Cole, Datenkünstler Jer Thorp und Künstler und Programmierer Mario Klingemann mit ihrem Werk Time Of The Game die Perpektive auf die Zuschauer der WM rund um den Globus gelegt.

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Die Künstler bezeichnen ihre Arbeit als „synchronisierte, globale Sicht auf die Weltmeisterschaft“. Sie besteht aus Fotos von Fernsehern, auf denen das WM-Finale läuft. Gesammelt wurden die Bilder per Crowdsourcing. Alles begann damit, dass Cole seine 160.000 Twitter-Follower aufforderte, ihm Fotos vom Spiel zu schicken, mit einer Beschreibung, wo sie es sehen sowie der Spielminute, in der sie das Foto machten. Unter dem Hashtag #timeofthegame erreichten ihn Tausende an Bildern aus der ganzen Welt.

Aus den Bildern wurde eine Video-Collage erstellt, die jeden Moment der 120 Minuten bis zum deutschen Sieg detailliert darstellt–aus Sicht der Fernsehzuschauer. Auf der Webseite des Projekts lässt sich zu jeder beliebigen Minute des Spiels vorspulen. Alle zu diesem Zeitpunkt eingesendeten Fotos werden dann nacheinander eingeblendet. Außerdem lässt sich jede Stadt auswählen, aus der Einsendungen kamen. Die jeweiligen Fotos kann man dann im Zeitraffer betrachten.

Time Of The Game ermöglicht euch eines der bedeutendsten kulturellen Events des Jahres zu betrachten, und zwar durch die Augen (oder Kameras) der Fans in Paris, New York oder Berlin.

Simultaneous spectatorship has been possible for decades, but global social networks have now made it highly visible. #thetimeofthegame

— Teju Cole (@tejucole) July 8, 2014

We live in different time zones, out of sync but aware of each other. Then the game begins and we enter the same time: the time of the game.

— Teju Cole (@tejucole) July 8, 2014

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„Man bekommt auf schräge Art und Weise einen Einblick in das Leben der Leute“, so Cole gegenüber The Atlantic. „Ich mochte alle Fotos, auch die schlechten. Es gab eine Menge Fotos von den Füßen der Leute. Viele waren komplett ungeschützte Einblicke in die Leben der Anderen.“

Code beschreibt sein Projekt auch als Chance, die „öffentliche Zeit“ zu erleben. Der Begriff, den er selbst kreierte, sei „das chronologische Äquivalent zum öffentlichen Raum.“ Auch wenn wir die Gesichter der Fans in der 113. Minute–als Götze das Tor schoss–nicht sehen können, sehen wir ihre Wohnzimmer und privaten Umgebungen, die alle einzigartig, aber durch den gemeinsamen Fokus verbunden sind. Thorp bemerkte sogar einige kulturelle Besonderheiten in Time Of The Game. So könne man auf Bildern aus dem New Yorker Stadtteil Brooklyn oft Fixie-Bikes und Craft-Bier erkennen.

„Wir wollten Wege finden, den öffentlichen Raum intim zu machen“, so Meyer. „Unter dem Gewand des Fußballs können wir Zeuge des Lebens der Anderen werden.“

>> Jer Thorps Webseite

>> Teju Coles Website

>> Mario Klingemanns Tumblr