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Kunst

Ein leuchtender Planet simuliert die Interaktion zwischen Mensch und künstlicher Intelligenz

Der Anblick von ANIMA 1 löst ganz sicher Emotionen bei dir aus. Und diese nutzt der Gasplanet dann, um noch lebendiger zu werden.

Als Mitglied der schreibenden Zunft habe ich wenig Verständnis dafür, wenn andere Leute sagen, ihnen würden angeblich die Worte fehlen, um etwas zu beschreiben.

Aber so und nicht anders fühlte ich mich, als ich ANIMA besucht habe—eine interaktive Installation, die letztes Wochenende anlässlich des Amsterdam Dance Event (ADE) im Volkshotel präsentiert wurde.

Für rund zehn Minuten habe ich zusammen mit vielen anderen Besuchern einfach nur dagestanden und die mysteriöse Kugel angestarrt, die inmitten eines dunklen Raums für farbgewaltige Lichteffekt sorgte. ANIMA 1 - iki (dem die Künstler noch weitere Projekte folgen lassen wollen) ist eine mit Luft gefüllte Kugel aus Plastik mit einem Projektor und einem halbkugelförmigen Objektiv im Inneren. Die dort produzierten Lichter werden auf die Außenfläche des Objekts projiziert und vermitteln dem Besucher so den Eindruck eines glühenden Planeten aus Gas, dessen flüssige Außenschicht unentwegt von links nach rechts fließt.

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Fotos: Raymond van Mil

Passend zu einer Welt, in der es immer schwieriger wird, eine Grenze zwischen Mensch und Roboter zu ziehen, will uns die ANIMA-Projektreihe demonstrieren, wie wir Menschen in Zukunft an der Seite von künstlicher Intelligenz leben können. So reagiert die Kugel auf kleinste Außenreize vonseiten des Publikums und stellt ihre unterschiedlichen „Emotionen“ und Geräusche auf ihrer sich stets wandelnden und scheinbar flüssigen Oberfläche dar. Wenn sich die umstehenden Besucher ruhig verhalten, wird auch die Kugel „ruhig“ bleiben. Und wenn die Bewegungen im Ausstellungsraum zunehmen, dreht sich die Kugel immer schneller und scheint außer Kontrolle zu geraten.

Es war fast so, als ob die Kugel lebendig war bzw. vor unseren Augen zum Leben erweckt wurde. Als nach ein paar Minuten vier Tänzer und Tänzerinnen das Exponat umtanzten, als hätten sie es mit einem intergalaktischen Totem zu tun, hätte ich fast schwören können, dass das Ding lebendig ist. Keiner im Raum hat etwas anderes gemacht oder machen können, als diese mysteriöse Lichtquelle anzustarren. Handys verschwanden in den Taschen. Und plötzlich wurde sich nur noch im Flüsterton über die immense Schönheit dieser Erfahrung ausgetauscht.

„Es hat sich so angefühlt, als würden wir ein Raumschiff bauen”, verriet mir Nick Verstand, als ich ihn endlich in dem pechschwarzen Raum finden konnte. „Ich habe schon die ganze Zeit Angst, dass es vor unseren Augen wegschmelzen könnte. Schließlich stecken unzählige Software-Programme dahinter, die alle zur selben Zeit arbeiten.”

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Dann war Nick plötzlich wieder verschwunden (habe ich schon erwähnt, dass es dort ziemlich dunkel war?). Darum habe ich mein Smartphone gezückt, um mir noch einmal die Facebook-Beschreibung der Veranstaltung vor Augen zu führen, die wie folgt lautet:

ANIMA 1 - iki geht der Natur von Lebewesen auf den Grund. Mit der interaktiven Kunst-Installation wollen wir erkunden, wie der Mensch auf emotionaler Ebene auf digitale Reize reagiert. Mithilfe von „Video Mapping“ kommunizieren die visuellen Elemente der Installation mit den Besuchern, indem sie auf Körperbewegungen und Geräusche reagieren. Kurzum: ein produktives Objekt, das durch Interaktion zum Leben erwacht.“

Für diejenigen, die ANIMA 1 - iki leider keinen Besuch abstatten konnten, sei gesagt, dass es vom 14.-16. November auf dem Kantor Art & Technology Festival sowie vom 1.-28. Februar in der Haupthalle des Van-Gogh-Museums (beides in Amsterdam) erneut ausgestellt werden wird. Mein Tipp: unbedingt hingehen. Denn die Erfahrung, wenn dich Kunst buchstäblich sprachlos macht, solltest du auf keinen Fall verpassen.

Das ANIMA-Team besteht aus: Nick Verstand, onformative, Frouke ten Velden, João Fonseca, Pufferfish, Geert Schaap, Marina Henao und Beamsystems. Zudem wird es von AFK unterstützt.