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Popkultur

Erik Johansson kreiert mit echten Gegenständen und gekonntem Retuschieren surreale Fantasiewelten

Wir haben den schwedischen Fotografen zum Interview getroffen. Seht außerdem die faszinierendsten Bilder des Wahl-Berliners.

Auch wenn ihr noch nie etwas von Erik Johansson gehört habt–eines seiner surrealen Meisterwerke ist euch online wahrscheinlich schon mal über den Weg gelaufen. Der schwedische Foto-Künstler verwendet sowohl physische Gegenstände als auch besondere Retuschiertechniken, um fantastische Welten zu kreieren, in denen alles möglich scheint.

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Derzeit lebt Erik in Berlin, wo er pausenlos an unglaublich kreativen Foto-Projekten arbeitet und eine erstaunliche Menge an Arbeiten produziert. Nebenbei gab er auch noch einen beeindruckenden TED-Talk. Wir haben Erik ebenfalls zum Gespräch getroffen.

"Helping Fall"

The Creators Project: Kannst du uns etwas über den kreativen Prozess hinter deinen Fotos erzählen?

Erik Johansson: Für mich bedeutet Fotografieren Probleme zu lösen. Am Anfang steht immer eine Idee und ich muss dann herausfinden, wie ich diese Idee in ein Bild umsetze. Jedes Bild besteht aus verschiedenen Teilen. Und weil ich möchte, dass meine Arbeiten so realistisch wie möglich aussehen, fotografiere ich alle diese Teile einzeln mit meiner Kamera. CGI [Computer-Generated-Imagery] benutze ich nie. Ich bin also ständig damit beschäftigt herauszufinden, wie ich all die verschiedenen Elemente, die meine Werke ausmachen, einfangen kann.

Es dauert ungefähr genauso lange, etwas im echten Leben zu machen, wie es mit Photoshop zu faken. Also dachte ich mir, es wäre lustiger, sie in Wirklichkeit zu machen. Und weil ich tatsächliche Bilder benutze, kann mir niemand sagen, dass es unrealistisch aussieht. Das ist mir sehr wichtig. Ich mag diesen Kontrast wirklich sehr gerne: draußen in der Natur Fotos zu machen und dann zurück in die Stadt zu fahren und sie zusammenzubasteln. Ich mag es, beide Teile zu kombinieren.

"Face Fist"

Von den großartigen visuellen Effekten mal abgesehen–was versuchst du sonst noch mit deiner Fotografie zu vermitteln?

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Es gibt keine versteckte Botschaft oder irgendetwas, das man herausfinden kann, indem man das Bild betrachtet. Es geht eher um den visuellen Aspekt. Und die Bilder reflektieren, was ich denke.

Ich denke, es kommt also mehr auf den Betrachter an, ob er eine Botschaft sieht. Wenn ich als Kind Bücher las, las ich fast nie den Text. Ich guckte mir immer nur die Bilder an und dachte mir meine eigene Geschichte aus. Die Leute sollten mit meinen Bildern dasselbe machen. Ich würde ihnen am liebsten keine Namen geben und auch nicht zu viel über ihre Botschaften reden.

"Endless Reflections"

Was inspiriert deine Arbeit? Gibt es irgendeine besondere Quelle?

Inspiration kann ich eigentlich von überall ziehen. Es geht darum, Verbindungen zwischen Dingen zu sehen, die normalerweise nicht zusammenpassen. Ich habe zum Beispiel dieses Bild gemacht, auf dem Starkstromkabel an eine Gitarre angeschlossen sind. Die Idee kam mir einfach beim Betrachten des Strommasts. Ich dachte: Hey, das könnten Gitarrensaiten sein. So wurde die Idee geboren. Manchmal ist es so einfach.

Auf deiner Webseite gibt es jede Menge Tutorial-Videos, die erklären, wie du deine Projekte gemacht hast. Wie kam es dazu, dass du diese Tipps anbietest und die Leute ermutigst, ähnliche Arbeiten zu machen? 

Ich gucke mir sehr gerne Behind-the-scenes-Videos von anderen Künstlern an. Es ist sehr interessant, zu sehen, wie andere arbeiten und etwas erschaffen. Aber wenn ich jungen Künstlern einen Ratschlag mit auf den Weg geben müsste, würde ich sagen: Ausprobieren ist die beste Art, etwas zu lernen. Geht einfach raus und macht Sachen.

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Bei der Fotografie geht es einfach nur ums Bilder machen. Man braucht keine schicke Kamera und muss auch nicht wissen, wie man retuschiert. Man kann mit ziemlich wenig eine Menge lernen. Wenn ich etwas nicht weiß, google ich es einfach und finde eine Lösung. Am Ende geht es um Vorstellungskraft und Einfallsreichtum. Es wäre toll, wenn mehr Leute so etwas tun. Das wäre echt spannend.

Die Szenen auf deinen Bildern sind so spezifisch, dass klar ist, dass sie von einer Person kontrolliert wurden. Würdest du dich als Kontrollfreak beschreiben?

Ich denke, man muss ein kleiner Kontrollfreak sein, um diese Arbeit zu machen. Ich versuche immer, es perfekt aussehen zu lassen. Und auch wenn ich denke, dass das Erreichen von Perfektion unmöglich ist, hoffe ich ihr jedes Mal ein Stück näherzukommen.

Man gelangt an einen Punkt, an dem man so müde von der Arbeit mit den Bildern ist, dass man sie für eine Weile weglegen muss. Später zwinge ich mich dann, zurück an die Arbeit zu gehen. Es ist gut, dieses perfektionistische Ziel zu haben.

"The Architect"

Self-actualization"

Eine Frage zu deinem Foto Iron Man: Eine Freundin von mir versuchte mal, ihre Klamotten zu bügeln, während sie diese schon anhatte, weil sie in Eile war. Natürlich verbrannte sie sich. Meinst du, Surrealismus kann Leute dazu anspornen, Dinge zu tun, die sie später bereuen. 

[Lacht] Nun ja, ich denke nicht, dass Leute die Dinge aus meinen Bildern tun sollten. Vielleicht sollte ich ein Warnschild draufkleben. Das wäre vielleicht nützlich.

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"Fishy Island"

"Vertical Turn" 

Fotos mit freundlicher Genehmigung von Erik Johansson. Mehr Arbeiten findet ihr auf seiner Website.