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Sex

[Explizite Bilder] Fotografin Sophie Ebrard hat vier Jahre lang bei Pornodrehs hinter die Kamera geschaut

Ihre Bilderreihe „It's Just Love“ stellt die Künstlerin jetzt bei sich zuhause in Amsterdam aus.
Wasted, Los Angeles (2011). Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung der Fotografin

Dieser Artikel enthält explizite Bilder. 

Wenn man die Liste der Titel durchstöbert, die Porno-Regisseur Gazzman seinen unverhohlenen Werken gegeben hat, würde man nicht auf die Idee kommen, dass diese Filme in den gemütlichsten, entspanntesten Umfeldern überhaupt entstehen. Doch genau danach sehen die Bilder der Fotoserie It's Just Love aus, die die in Frankreich geborene und in Amsterdam lebende Fotografin Sophie Ebrard gemacht hat. In den vergangenen vier Jahren folgte Sophie dem Regisseur an dessen Sets auf der ganzen Welt, im Bestreben, Liebe und Anmut in einer Industrie zu finden, die für gewöhnlich von Tabus und Vorurteilen umgeben ist.

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Seit Mittwoch sind die Ergebnisse ihrer Entdeckungsreise in den Backstagebereich der Pornobranche nun im Rahmen des UNSEEN-Festivals in der Amsterdamer Wohnung der Fotografin ausgestellt. Wir haben mit Sophie über Swingerpartys, Double Penetration und wahre Liebe an den verrücktesten Orten gesprochen.

Young Harlots, Scotland (2012)

The Cult, Barcelona (2012)

The Creators Project: Wie kam es zu diesem Projekt?

Sophie Ebrard: Vor vier Jahren ging ich auf eine Swingerparty, in der Hoffnung, ein Thema für eine Fotoserie zu finden, die nackte Menschen zeigt. Es war das erste Mal, dass ich auf eine derartige Party ging. Es war auch das erste Mal, dass ich sah, wie jemand dirket vor meiner Nase Sex hatte und ich war wirklich überrascht, wie schön das aussah. Es hat mir derart die Augen geöffnet, dass ich dachte: „Wow, das ist unglaublich, das ist hinreißend.“ Ich wollte anschließend diese Schönheit unbedingt fotografieren. Als wäre es Schicksal gewesen, traf ich noch in derselben Nacht Gazzman, einen Porno-Regisseur aus Großbritannien. Er lud mich zwei Wochen später ein, an seinem Set ein paar Fotos zu machen.

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Wie war dein erstes mal an einem Porno-Set?

Ich hatte Glück, dass Gazzman ein Regisseur absoluter Spitzenklasse ist. Das Set war wirklich sehr schön und die Mädels total nett. Ich selbst hatte vorher keinerlei Nachforschungen angestellt, geschweige denn einen Porno mal in voller Länge gesehen. Ich musste mich also daran gewöhnen, Leuten dabei zu zusehen, wie sie vor meinen Augen Sex haben und auch die Sprache lernen, die sie dabei benutzen und die voll von Abkürzungen ist. Als ich dann zum ersten Mal am Set war, kam ein Typ auf mich zu und sagte: „Du hast echt Glück, denn morgen gibt’s einen echten DP.“ Und ich denke mir so, „das muss bestimmt Director of Photography heißen.“ Es dauerte eine halbe Stunde, bis ich realisiert hatte, dass er Double Penetration meinte.“

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Young Harlots, Scotland (2012), Sophie Ebrard. 

Retribution, Portugal (2015)

Young Harlots, Schotland (2012)

Mit deiner Fotoreihe verfolgst du das Ziel, Pornodarsteller und ihre Industrie etwas menschlicher darzustellen. Warum hältst du das für wichtig in unserer heutigen Welt?

Es hat mich wirklich beeindruckt, wie normal die Darsteller waren. Es sind normale Leute, die einfach ihren Job tun. Viele Leute kritisieren die Pornoindustrie stark, als wäre es eine Form der modernen Sklaverei. Dabei üben die Mädels und Jungs, die ich getroffen habe, einfach ihren Beruf aus. Sie sind glücklich dort zu sein, wo sie sind. Pornographie ist einer der größten und profitabelsten Märkte der Welt. Trotzdem allem wird die Branche noch immer sehr kritisch begutäugt und weitverbreitet tabuisiert. Mit der Fotoserie wollte ich diese Welt etwas leichter darstellen, mit intimen Momenten, die zeigen, was es wirklich bedeutet, an einem Pornoset zu arbeiten.

Ich möchte auf keinen Fall erneut die Debatte lostreten, ob Pornos gut oder schlecht sind. Ich bin auch nicht diejenige, die sagt: Pornos sind großartig. Ich möchte aber sagen, dass es nicht so schlecht ist, wie alle sagen—auch wenn ich bisher nur an den Sets eines einzigen Regisseurs war. Die Leute, die am Set zusammen sind, bilden eine kleine Gemeinschaft—sie essen zusammen, teilen sich einen Raum, werden Freunde. Das ist es, was meine Bilder hoffentlich vermitteln. Die Idee, dass sogar eine Sache wie Porno—wenn sie denn professionell gemacht wird—schön und authentisch sein kann.

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Wasted, Los Angeles (2011)

Pussy Galore, Scotland (2012)

Erregen dich Pornos noch immer, wenn du sie live siehst?

Ja, wenn die Darsteller es genießen. Es gibt Szenen, in denen es nicht unbedingt eine Chemie zwischen den Darstellern gibt. Dann kann das alles ziemlich trocken und mechanisch wirken. Man sieht dann, dass sie es tun, weil es ihr Job ist. Ich war aber auch bei einer Szene in Barcelona dabei, die absolut verrückt war und man sah, dass alle drei richtig dabei waren. Als alle Takes und Fotos gemacht waren, mussten wir ihnen sagen: „Okay, Leute, ihr könnt aufhören, wir haben alles im Kasten.“

Riding School, Wales (2011)

Warum hast du dich entschieden, die Fotos bei dir zuhause auszustellen?

Pornos werden in der Regel in den eigenen vier Wänden konsumiert. Es fühlte sich also richtig an, die Fotos in so einem Setting zu präsentieren. Ich will, dass die Leute es bequem haben, wenn sie die Fotos betrachten. Das ist in einem typischen Ausstellungsraum natürlich nicht so einfach. Ein anderer Grund ist, dass ich mich während des gesamten Projekts wie ein Voyeur gefühlt habe—es ist nur fair, wenn der Spieß jetzt mal umgedreht wird.

Riding School, Wales (2011)

Highland Fling, Scotland (2012)

The Cult, Barcelona (2012)

The Cult, Barcelona (2012)

Sophie Ebard. Fotos von Hansel and Gretel - donotsaycheese

It's Just Love ist vom 16. bis 20. September in Sophie Ebrards Haus in der Nassaukade 15 in Amsterdam zu sehen.

>> Weitere Informationen findet ihr auf der Website des UNSEEN-Festivals

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf The Creators Project Netherlands.