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Kultur

Fotograf Eric Pickersgill hat uns unserer Smartphones beraubt

Die Fotoreihe „Removed“ beleuchtet die Mensch-Smartphone-Maschine aus einer neuen Perspektive.

„Angie and Me“, Selbstporträt des Fotografen. Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung von Eric Pickersgill

Auf den ersten Blick wirkt die Fotoserie Remove“ wie eine ergonomische Analyse der Mensch-Smartphone-Maschine. Krallende Hände fassen ins Leere, Blicke laufen ins Nichts, Hals und Nacken sind gebeugt, doch da unten gibt es nichts zu sehen. Das Smartphone ist weg. Fotograf Eric Pickersgill hat es für seine Bilder ersatzlos gestrichen.

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Seine warmen Schwarz-Weiß-Fotos zeigen abwesende Menschen, dabei sind es die Smartphones, die hier fehlen. Mit einer großformatigen 9 x 12 cm Monorail-Kamera setzt er die Leere in Szene, die die Abwesenheit der Technologie hinterlassen hat—oder war sie bereits vorher da?

Pickersgill ähneln allesamt einem ursprünglichen Bild im Kopf des Fotografen, das sich ihm während eines Jobs als Kellner in einem Cafe einbrannte: „Eines morgens bemerkte ich eine Familie beim Frühstück. Sie teilten sich alle einen physischen Raum, waren aber mit Leuten und Inhalten irgendwo anders beschäftigt. Vielleicht war es das schöne Licht oder die Mutter, die als einzige kein Gerät dabei hatte, jedenfalls sah ich die Situation als Foto“, erzählt er uns per Email.

Als er sich einige Wochen später dann beim Aufwachen durch einen Klingelton dabei ertappte, wie seine Finger noch immer zur Smartphone-Faust geballt waren, traf Pickersgill die Entscheidung

die prägende Mensch-Computer-Interaktion unserer Zeit auf seine Weise zu porträtieren. „Ich realisierte, dass die Abwesenheit der Geräte sie noch präsenter macht.“

In der Folge sprach Pickersgill verschiedene Menschen auf der Straße an, um sie zu fotografieren. Waren sie bereit, mit entsprechenden Gesten den Gebrauch eines Smartphone zu simulieren und brachten sie genügend Zeit mit, damit Pickersgill sein Kamera-Equipment voll ausreizen konnte, wurden sie für Removed abgelichtet.

„Sie mussten sehr geduldig mit mir sein, weil ich eine große Kamera benutze, die viel Spielraum für Fehler lässt. Ich muss sehr konzentriert und wohl überlegt vorgehen. Das ist etwas, das ich an der Arbeit liebe: Sie erlaubt mir, Menschen zu treffen und das Eis mit Fremden zu brechen. Sie bietet uns eine Plattform zur Interaktion und um gemeinsam etwas zu machen.“

Auch sich selbst lichtet Pickersgill zusammen mit seiner Frau ab: „Ich denke, das wirkungsmächtigste Bild ist das von mir und meiner Frau, 'Angie and Me'. […] Sobald man sich selbst auf einem Foto erkennt, wird man sich dessen bewusst, was abgeht. Das Bett ist auch ein sehr intimer Ort und andere erkennen sich in derselben Situation wahrscheinlich wieder.“

>> Die komplette Bilderserie „Removed“ findet ihr hier

>> Weitere Arbeiten von Eric Pickersgill findet ihr auf seiner Website