Fotografie ohne Kamera: Diese acht Fotografen wissen, wie man auch ohne Linse tolle Bilder macht

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Fotografie ohne Kamera: Diese acht Fotografen wissen, wie man auch ohne Linse tolle Bilder macht

Unsere Top Acht der Fotografen, die keine Kamera benutzen und trotzdem atemberaubende Bilder erschaffen.

Foto: Luke Evans (links) und Josh Lake (rechts) schlucken ihre 35mm-Filme für das Projekt 'Inside Out'

Die meisten Fotografen haben sich entweder leidenschaftlich der analogen Fotografie verschrieben oder sind überzeugte Digitalisten; einige halten beide für komplett unterschiedliche Medien. Eine Linse benötigen sie schlussendlich jedoch alle.

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Könnte man zumindest denken. Doch eine dritte Spezies des Fotografen hat schon vor langer Zeit das Licht der Welt erblickt. Und diese Fotonarren benötigen weder Hasselblad noch Spiegelreflex.

Ganz ohne Kamera erschaffen sie einzigartige, ästhetische Werke jenseits der herkömmlichen Fotografie. Dabei greifen sie auf einige traditionelle und veraltete Verfahren wie Fotogramm oder Cyanotypie zurück–oder auch mal Exotisches wie das Chemigramm oder die „Film-runterschlucken-und-warten-bis-er-verdaut-ist“-Methode.

Um euch dieses bizarre, aber einfallsreiche Medium vorzustellen, präsentieren wir hier die interessantesten kameralosen Fotografen aus Vergangenheit und Gegenwart.

1. Luke Evans und Josh Lake

'Untitled' aus Xero, 2014

Der Jüngste auf unserer Liste ist Luke Evans, Jahrgang 1992. Er studiert Fotografie und Grafikdesign an der Universität Kingston. Sein bekanntestes Werk ist die Reihe Inside Out. Gemeinsam mit Partner Josh Lake schluckte er eine Rolle 35-mm-Film und ließ seine Verdauungsenzyme den Rest machen. In einer Dunkelkammer „entnahmen“ sie dann den Film, säuberten die Negative und druckten ihre exquisiten Ergebnisse.

'Untitled' aus Inside Out, 2012

Für sein neuestes Projekt ohne Kamera, Xero, nutze Evans 400.000 Volt Elektrizität in einem höchst komplizierten Prozess, der euch hier im Detail erklärt wird. Evan dazu: „Das elektrische Feld wird durch den Prozess zerstört, deshalb ist jede Ausgabe komplett einzigartig.“

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2. Floris Neusüss

Im stolzen Alter von 74 Jahren hat Floris Neusüss ein enormes Ganzkörper-Programm kreiert, das von den Arbeiten von Man Ray und Lázló Moholy-Nagy beeinflusst ist. Um seine Bilder zu erschaffen, platzierte Neusüss den kompletten Körper seiner Versuchspersonen auf fotosensitivem Papier und belichtete sie. Die gespenstischen, sinnlichen Darstellungen des menschlichen Körpers, von Neusüss „Nudogramme“ getauft, sind das Ergebnis.

3. Garry Fabian Miller

Garry Fabian Miller ist noch so ein Fotograf ohne Kamera, der immer noch die Dunkelkammer benutzt. Für seine Reihe Becoming Magma entwickelte der Künstler einen einzigartigen Prozess. Er „ließ Licht durch bunte Glasbehälter und über ausgeschnittene Konturen aus Papier scheinen und erzeugte so Formen, die direkt auf fotografischem Papier aufgenommen wurden." Herausgekommen sind diese kataklystischen, minimalistischen Abzüge in Rot und Schwarz.

4. Pierre Cordier

Der älteste Fotograf auf unserer Liste ist 81 Jahre alt. Der Belgier Pierre Cordier greift auf traditionelle chemische Prozesse der Fotografie zurück, darunter Entwicklung, Fixiermittel und lichtsensitives Papier, arbeitet aber bei voller Beleuchtung. Seine Chemigramme sind komplexe geometrische Abzüge, die eher Malereien als traditionellen Fotografien gleichen.

5. Alison Rossiter

 Kodak Velox F2, Expires Sept. 1, 1941, Processed in 2008

Bei Alison Rossiters Methode dreht sich alles um abgelaufenes Fotopapier aus dem 20. Jahrhundert. Sie sucht sich einzelne Exemplare aus, nimmt die Papiere mit in die Dunkelkammer und belichtet sie. Jeder einzelne Abzug ist eine Überraschung. Die besten sehen aus wie abstrakte expressionistische Malereien. Sie benennt jeden Abzug nach dem Namen des Papiers und dem Haltbarkeitsdatum, um der implizierten Geschichte und Nostalgie Ausdruck zu verleihen.

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6. Simone Bergantini

Simone Bergantini arbeitet eigentlich mit Kamera. Bei seinem Projekt astrazioni hat er es allerdings anders gemacht. Die Bilder der Serie sind eine Mischung aus Design, Geometrie und Abstraktion. Er machte sie in einer Dunkelkammer für Farbfilme, aber ohne Negative. Laut Bergantini erzählt astrazioni „die Erfahrungen und Poetik, die mich in den letzten Jahren fasziniert hat und die mich gelehrt haben, die Fotografie zu lieben.“ Hoffentlich weiß er, dass uns auch astrazioni die Fotografie lieben lässt.

7. Dan Peyton

Hangled Urn

Dan Peyton zählt zu den letzten wenigen Puristen der Cyanotypie. Die Wurzeln dieses Prozesses reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück. Bei der Cyanotypie wird das Objekt auf ein beschichtetes, dem Photogramm ähnlichen Papier platziert und der Sonne ausgesetzt. Der Schatten des Objekts erzeugt ein blaues Bild. Peyton greift dabei auf alltägliche Gegenstände zurück, um einfache, starke Bilder zu bekommen, die an Blaupausen aus der Architektur erinnern.

8. Susan Derges

Und die letzte auf unserer Liste ist Susan Derges. Ihr ruhiger, natürlicher Prozess kann sich ausschließlich in der Dunkelheit der Nacht abspielen. Sie taucht Fotopapier in Wasser und lässt den Mond und ihr Blitzlicht einzigartige Bilder kreieren. So wie die Natur zu Susans Dunkelkammer wird, werden unsere Augen verzaubert.