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Kunst

Fotografin Amanda Charchian feiert weltweit die weibliche Nacktheit

Drei Jahre reiste Amanda Charchian durch die Welt und fotografierte nackte Frauen aus einer explizit weiblichen Perspektive.
Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin

Dieser Artikel enthält explizite Bilder

In ihrem neuen Fotobuch Pheromone Hotbox zelebriert Amanda Charchian nackte Frauen. Drei Jahre lang bereiste die in L.A. lebende Fotografin die ganze Welt und fotografierte Frauen in Island, Kuba, Israel, Marokko und an vielen anderen Orten. Die so  entstandenen Porträts sind zweifelsohne sinnlich, doch weil sie aus einem explizit weiblichen Blickwinkel aufgenommen wurden, sehen die Models keineswegs verletzlich aus. Stattdessen sehen wir befreite, selbstbewusste Frauen. Wir haben mit der Künstlerin über den männlichen Blick und darüber gesprochen, was passiert, wenn eine Frau hinter der Kamera steht, oder wenn nackte Frauen durch die Carlsbad-Höhlen von New Mexico spazieren.

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The Creators Project: Wie ist das Projekt zustande gekommen und warum hast du daraus ein Buch gemacht?

Amanda Charchian: Vor genau vier Jahren bin ich mit zwei Freundinnen nach Costa Rica in den Urlaub gefahren. Dort begann ich damit, sie fast schon obsessiv zu fotografieren, als wären sie ein Rätsel, dass es zu lösen galt. Ich versuchte, diese Spannung zu erforschen und stellte fest, dass das Phänomen, das ich gerade erlebte, sich nur einer Frau erschließt, die eine andere Frau nackt fotografiert—und das in einer völlig wilden Umgebung, bezogen auf unsere Denkweise und die Umstände, unter denen die Fotos entstanden. Für Frauen ist die Energie, die bei der Kunstproduktion entsteht, untrennbar mit der  Energie der Sexualität  verbunden—und das meist ganz unterbewusst. Mit dem Namen „pheromone hotbox“ möchte ich genau diesen Bereich betiteln, in dem sich ein biologischer Prozess abspielt und unsere Pheromone miteinander (auf nicht sexuelle Weise) interagieren, um durch Vertrauen und gleichzeitig ein wenig Verschmitztheit Kreativität hervorzurufen. Meine Kamera bot mir dabei einen einzigartigen Zugang zu den kreativen Frauen in meiner Umgebung. Diese neugefundene Form der privaten fotografischen Recherche reifte langsam zu einem eigenständigen Projekt heran und während der folgenden vier Jahre, die ich in der Welt herumgereist bin, nahmen die Dimensionen der Pheromone Hotbox in meinem Kopf langsam Form an.

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Das Cover erinnert mich ein wenig an Haus und Garten-Zeitschriften aus den 80ern, die man manchmal noch auf dem Trödelmarkt findet. War das auch ein Einfluss oder liege ich mit meinem Eindruck ganz daneben?

Brian Roettinger, der Gestalter des Buchs, ist wirklich unglaublich. Er hatte noch viele andere tolle Versionen für das Cover, doch nach vielen Überlegungen habe ich dann entschieden, dass darauf das größtmögliche Bild zu sehen sein soll. Es hat mich an eine der ersten Ausgaben des Architectural Digest erinnert, du liegst also überhaupt nicht falsch.

Würdest du sagen, dass du mit deinem Buch aktiv versuchst, den männlichen Blick zu untergraben? 

Es war nicht meine Absicht, den männlichen Blick zu untergraben, aber wahrscheinlich ist es durch den Fokus, der entschieden auf dem Empowerment der Frauen liegt, nebenbei dazu gekommen. Ich bin eigentlich keine reaktionäre Person, aber ich konzentriere mich lieber darauf, eine Welt zu gestalten, in der ich leben möchte.

Was kann deiner Meinung nach eine Frau, die eine andere Frau fotografiert, erreichen, was ein Mann vielleicht nicht kann?

Ich glaube, besonders wenn es um die Zusammenarbeit in den von Männern dominierten Bereichen Mode- und Aktfotografie geht, dass Frauen anderen Frauen eher vertrauen, und das ganz ohne Hintergedanken. Es entsteht meiner Erfahrung nach bei diesen abenteuerlichen Fotoshoots automatisch ein Gemeinschaftsgefühl; Verwundbarkeit wird zur Stärke. Die Fotos in meinem Buch zeigen, was passiert, wenn Frauen zusammen kreativ werden und etwas ganz hemmungslos und ohne den männlichen Blick erschaffen.

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Wie hast du deine Motive ausgesucht? Waren es Freundinnen, andere Künstlerinnen, Models? 

Alle Frauen, die ihr in dem Buch sehen könnt, sind selbst Künstlerinnen: Dichterinnen, Malerinnen, Modedesignerinnen, Filmemacherinnen, Schauspielerinnen, etc. Ich hatte das Glück, sehr gut mit vielen interessanten Frauen vernetzt zu sein, mit den meisten bin ich eng befreundet. Teil meines Ziels war es, mit dem Buch die Leutedazu zu bringen, sich auch mit der Kunst der abgebildeten Frauen auseinanderzusetzen.

Gab es einen Ort, an den du gereist bist, der dich in Hinblick auf die Ansichten über Nacktheit oder Sexualität überrascht hat? 

Die geschockten Gesichter, wenn eine nackte Person in der Öffentlichkeit gesehen wird, sind auf der ganzen Welt die gleichen. Die größeren Überraschungen gab es aber, als wir uns überlegten, wie wir trotzdem damit davonkommen könnten. Als wir in den Carlsbad-Höhlen in New Mexico fotografieren wollten, musste ich mir extra eine Erlaubnis besorgen, damit wir nach den Öffnungszeiten arbeiten konnten. Nachdem ich also aus New York am Flughafen angekommen war, fuhr ich acht Stunden mit zwei Künstlerinnen im Auto, die ich gerade erst kennengelernt hatte und überlegte mit ihnen Strategien, wie wir die Nacktfotos machen würden, wohlwissend, dass es gegen die Regeln des Naturschutzparks war. In weiser Voraussicht hatte ich nach einer weiblichen Begleitung gefragt, die uns herumführen sollte. Ich hatte auch eine ganze Menge Stoff gekauft, den wir um die Frauen drapieren wollten, damit diese ihn im entscheidenden Moment „versehentlich“ fallen lassen könnten. Wir waren alle ziemlich nervös und beteten, dass alles gut gehen würde. Nachdem wir 50 Stockwerke mit dem Fahrstuhl runtergefahren waren, drehte sich die Wächterin zu mir und sagte „Ich kenne ihre Fotos. Sie gefallen mir sehr.“ Das gab mir neue Zuversicht und wir konnten ohne die vorbereitete Schutzkleidung mit dem Fotografieren loslegen. Die Models konnten sich also völlig nackt durch die geheimnisvollen Stalaktit-Landschaften bewegen. Das war ein wirklich faszinierender Moment.

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Die Deluxe Edition des Buchs enthält ein limitiertes Parfum, das von den Fotos inspiriert wurde—eine tolle Idee.

HOTBOX Eau de Parfum ist in Zusammenarbeit mit SANAE Intoxicants entstanden. Sie hat Öle aus aller Welt in Anlehnung an die Orte, die wir zum Fotografieren besucht hatten, gemischt. Ich stelle mir vor, dass die Hotbox genau so riecht; nach honigsüßem Moschus.

Ihr könnt die Pheromone Hotbox hier vorbestellen. Weitere Fotos aus dem Buch findet ihr unten: