In diesen Luxus-Flugzeugen vergisst du, dass du in der Luft bist

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Design

In diesen Luxus-Flugzeugen vergisst du, dass du in der Luft bist

Interview mit dem CEO Stephen Vella, dessen Firma Flug-Träume wahr werden lässt.

Bild: Kestrel Aviation Management

Bei Flugreisen denken die meisten Menschen an lästige Gepäckbeschränkungen, ewig lange Schlangen an der Sicherheitskontrolle und das Dilemma, wieder mal hinter einem schreienden Baby zu sitzen. Komfortabel sieht anders aus. Doch für die wenigen Glücklichen, die sich für ungefähr 300-400 Millionen Dollar eine maßgeschneiderte Boeing 787 leisten können, kann sich eine Flugreise in ein luxuriöses, exklusives Erlebnis verwandeln.

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Stephen Vella ist der CEO und Gründer des Luftfahrtunternehmens Kestrel Aviation Management. Gemeinsam mit dem Pariser Pierrejean Design Studio entwerfen sie seit 15 Jahren Innenausstattungen für Flugzeuge, die alles andere als standardisierte Massenanfertigungen sind. Für ihre betuchten Kunden erschaffen sie personalisierte, harmonische Räume, die trotz allem Komfort den strengen Sicherheitsbestimmungen der Federal Aviation Administration (FAA) entsprechen.

The Creators Project hat mit Vella gesprochen, um herauszufinden, welche Design-Grundsätze hinter der perfekten Flugatmosphäre stecken.

The Creators Project: Was ist die Aufgabe von Kestrel Aviation Management?

Stephen Vella: Wir schaffen einen Raum, den der Passagier nicht mehr verlassen möchte, sobald er sich einmal hingesetzt hat, da er ergonomisch alles in Reichweite hat, was er braucht—sei es eine Wasserflasche oder eine Laptop-Ablage. Wo kann ich meine Jacke aufhängen? Wo kann ich mein Kleingeld aufbewahren? Das sind all die wichtigen Details, auf die wir uns in unserer Arbeit konzentrieren—90 Prozent der Passagiere werden diese Feinheiten nicht einmal sehen. Aber sie werden sie spüren. Wir schauen uns das Design aus der Perspektive des Nutzers an.

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Die Sanitäranlage in einem Privatjet Bild: Kestrel Aviation Management

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Wie macht ihr das?

Wir versuchen, durch ein multisensorisches Erlebnis eine ruhige Umgebung zu schaffen. Wenn man 17 Stunden in einem Flugzeug verbringt, will man sich an diesem Ort wohl fühlen, egal ob man Geschäfte abwickeln oder sich entspannen möchte. Wir schaffen durch Farbe, Licht, Schallisolierung und Luftbefeuchtung eine Atmosphäre, in der man sich auch nach einem langen Flug noch fit fühlt.

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Eure Privatjet-Designs sind meist auf den Kunden zugeschnitten. Wie schafft ihr es, diese ruhige Umgebung zu schaffen und trotzdem den individuellen Stil widerzuspiegeln?

Ich besuche viele Kunden zuhause, weil ein Haus viel darüber aussagt, wie jemand ist und wie er gerne sein würde. Ich hatte beispielsweise einen Kunden, dessen Architektur- und Farbkonzept sehr skandinavisch geprägt war. Ein Flugzeug ist wie ein Apartment, es ist etwas sehr persönliches und ein Ort, an dem man sich wohl fühlen sollte.

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Schlafzimmer über den Wolken | Bild: Kestrel Aviation Management

Es ist bestimmt nicht immer leicht, diese Design-Vorstellungen umzusetzen…

Ich hatte auch andere Kunden, vor allem aus dem Nahen Osten, deren Häuser mit dunklen Möbeln in Braun- und Rottönen gefüllt waren. Ein Flugzeug ist jedoch ein länglicher Schlauch, der sehr einengend ist und den man nicht in solch dunklen, erdrückenden Farben gestalten sollte.

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Ein Flugzeug zu designen, hört sich etwas komplizierter an, als ein Haus zu gestalten.

Es ist ein sehr langwieriger Prozess. Unser Produktzyklus beträgt mindestens zwei Jahre, meistens sogar drei, weil wir erst einmal das Flugzeug aussuchen und es dann bauen und liefern lassen müssen. Danach kommt erst der Innenausstatter mit der Planung, Herstellung und Montage der Einrichtung ins Spiel. Es ist ein interessanter Prozess, der sehr technisch, aber auch sehr künstlerisch ist.

Ihr müsst euch außerdem an zahlreiche Sicherheitsvorschriften halten.

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Es gibt extrem strenge Vorschriften zur Entflammbarkeit von Materialien. Das bedeutet, dass alles, was wir im Flugzeug benutzen möchten, testweise abgebrannt werden muss. Wenn wir einen neuen Sitz entwerfen, kaufen wir nur das Metallgestell und die Elektrik ein und bauen den Sitz und die Polsterung dann aus verschiedenen Arten von Schaumstoff und Leder. Diese Muster schicken wir an das Labor, wo sie angezündet werden und ihre Entflammbarkeit bewertet wird. Sie müssen langsam genug abbrennen, dass Passagiere im Brandfall noch rechtzeitig das Flugzeug verlassen können. Wenn ein Musterexemplar zu schnell abbrennt, müssen wir noch einmal von vorne anfangen und andere Flammschutzmittel verwenden oder die Materialien so lange anpassen, bis alles stimmt.

Das erinnert mich an die Bruchlandung der Emirates Boeing 777 in Dubai, bei der alle 300 Passagiere das ausgebrochene Feuer überlebten.

Das ist ein Beweis dafür, wie wichtig die strikten Vorschriften sind und dass sie durch gutes Design umgesetzt werden können.

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Bild: Kestrel Aviation Management

Einige dieser entspannenden Designs, über die wir hier reden, sind nur den Superreichen vorbehalten. Besteht die Chance, dass die luxuriöse Innenausstattung von Flugzeugen auch auf die kommerziellen Fluglinien abfärben wird?

Ja, das Design wird früher oder später auch auf die Business Class abfärben. Man das auch heute schon Qatar Airways beobachten.  . Air Canada und Delta haben den Design-Ansatz auch schon aufgegriffen, weil sie gemerkt haben, dass sie etwas ändern müssen, um mit den nahöstlichen Fluggesellschaften mitzuhalten und die gut zahlende Kundschaft zu halten.

Weitere Informationen über die Arbeiten von Kestrel Aviation Management findet ihr hier.