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New York

Meisterfotograf Gregory Crewdson inszeniert erneut die Surrealität der Vorstadt

Surrealismus im Alltag? Schaut euch Gregory Crewdsons neue Fotoreihe an.
Gregory Crewdson: Reclining Woman on a Sofa (2014) from Cathedral of the Pines © Gregory Crewdson. Mit freundlicher Genehmigung der Gagosian Gallery

Nennt es, wie ihr wollt—„ländliche Renaissance“, „melancholischer Chic“ oder auch „opernhaftes Amerika“—, aber der einflussreiche Stil des Fotografen Gregory Crewdson fesselt schon seit Jahrzehnten mit Bildern voll magischen Lichts unseren Blick. Nun präsentiert die Gagosian Gallery in New York Crewdsons neueste Ausstellung, Cathedral of the Pines, und das gleichnamige Begleitheft.

Der Fotograf hat ein besonderes Talent dafür, durch die Zusammenstellung fast opernartiger Szenen vor echten Schauplätzen mit lokalen Anwohnern fiktive Bilder einer äußerst realen Welt zu erschaffen. Seine Fotografien bieten dem Betrachter mit einer mysteriösen visuellen und erzählerischen Tiefe, die an die Technik David Lynchs erinnert, jedoch nicht seinen schwerfälligen Surrealismus innehat, Allegorien, Metaphern und Melancholie. Die Werke sind subtile und doch wundersame Turner-esque natürliche Schönheiten.

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Gregory Crewdson: The Haircut (2014) from Cathedral of the Pines © Gregory Crewdson. Mit freundlicher Genehmigung der Gagosian Gallery

Crewdson zog sich für die Schaffenszeit aus dem hektischen Brooklyn in die entlegenen Wälder West-Massachusetts zurück. Die Optik und Stimmung der dortigen Landschaften passen gut zu seiner Vorliebe für launische, strahlende und doch gedämpfte Poetik. Seine neuesten Werke zeigen Produktionen von Kinoqualität im Wald, inszenierte Innenaufnahmen sowie unerklärliche Geschehnisse auf den Straßen der Stadt. Die vertrauten Umgebungen fangen Leute in ungewöhnlichen Situationen ein, beispielsweise wie sie nackt unter einer Brücke im Fluss stehen, obwohl es eiskalt ist, oder wie sie zuhause in Unterwäsche langsam atmend statuenhaft in die Leere starren.

Gregory Crewdson: Beneath the Bridge (2014) from Cathedral of the Pines © Gregory Crewdson. Mit freundlicher Genehmigung der Gagosian Gallery

Diese von Wald umhüllten Städtchen und die ortsansässigen Bewohner inspirieren Crewdson zu seinen Projekten; Cathedral of the Pines ist nach einem der bekanntesten Waldwege in Becket, Massachusetts, benannt. Doch lange vor Crewdsons Zeit in Becket hatte der Künstler bereits in den hohen Kiefern, vereisten Straßen und typisch amerikanischen Diners der Gegend seine Musen gefunden. Wie eine Kreuzung aus Jean Cocteau und Henry David Thoreau, gemischt mit vormodernen Elementen, muten seine Fotografien magisch an.

In der Pressemitteilung zur Ausstellung schrieb Crewdson: „Tief in den Wäldern von Becket habe ich langsam gemerkt, wie sich die Dunkelheit zurückzog, und wie ich mit meinem künstlerischen Schaffen wieder eins wurde. Danach begann eine Phase der Erneuerung und intensiver, kreativer Produktivität.“

Gregory Crewdson: The Den (2013) from Cathedral of the Pines © Gregory Crewdson. Mit freundlicher Genehmigung der Gagosian Gallery

Crewdsons kehrt mit seinen neuen Bilder zurück zu seiner Neigung zur Inszenierung komplexer Unterfangen, als auch zur Bejahung der Einfachheit, die er sich selbst so sehr wünscht. Vielleicht ist es gerade diese Dualität seiner eigenen Seele, die seine unglaublich ruhigen, eindringlichen Meisterwerke so aufleben lässt.

Behind the scenes image from Cathedral of the Pines. Mit freundlicher Genehmigung des Crewdson Studio.  

Hier erfahrt ihr mehr über den Künstler.