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Mit 100 beleuchteten Acrylplatten geht diese audiovisuelle Installation Klangerzeugung und Quantenphysik auf den Grund

Wir haben Soundkünstler, Performer und Komponist Nicolas Bernier in Gijon besucht und mit ihm über frequencies (light quanta) gesprochen.

Fotos: Nicolas Bernier, Daniel Romero

Der in Montreal lebende Soundkünstler, Performer und Komponist Nicolas Bernier hat vor zwei Wochen den dritten und letzten Teil seiner Reihe Frequencies vorgestellt, für die er sich mit künstlerischeren Experimenten auf bahnbrechende akustische Forschung an der Schnittstelle von Wissenschaft, Licht und Klangerzeugungsprozessen konzentriert. Das Werk namens frequencies (light quanta) ist eine dynamische Datenvisualisierung, die die Grenzen zwischen Unendlichkeit, physikalischen Gesetze der Photonik und innovativen audio-visuellen Prozessen verschwimmen lässt.

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Auf einzigartige Weise kombiniert frequencies (light quanta) akustische Mikropartikel mit einer selbst produzierenden Animation. Diese wird von Hunderten, von der Quantenphysik inspirierten visuellen Lasern auf Acrylplatten erleuchtet. Die audio-visuelle 3D-Installation ermöglicht es auf diese Weise den Besuchern, das Reich des Infinitesimalen mit Hilfe eines physikalischen Raums aus Granulat zu erkunden.

Nach acht Monaten Arbeitszeit gab Bernier dem Werk im Sound Lab des LABoral Centro de Arte y Creación Industrial im spanischen Gijon, wo er arbeitet, den letzten Feinschliff. Wir haben ihn vor Ort besucht und mit dem Künstler über seine Arbeit gesprochen.

The Creators Project: Kannst du uns ein bisschen von der Entstehung der Serie frequencies erzählen? Wie unterscheidet sich frequencies (light quanta) von den anderen Werken der Reihe?

Nicolas Bernier: Das Hauptziel von frequencies ist es, die Grundlagen von Klängen zu erkunden. Die grundlegenden Frequenzen, hauptsächlich Sinustöne und Weißes Rauschen, aber auch elementare Klangerzeugungsprozesse. Über diese Ideen kam ich zur Wissenschaft, Physik und Geschichte der Klangforschung. Ihr müsst wissen: Ich bin absolut kein Wissenschaftler. Ich lese diese Theorien viel mehr wie Poesie.

Das erste Werk, frequencies (a), drehte sich um die akustischen Sinuswellen von Stimmgabeln. Das zweite, frequencies (synthetic variations), benutzte synthetische Sounds und physische Materie als Grundlagen. Frequencies (light quanta) bietet einen detaillierten Einblick in die Granularsynthese, bei der die Theorien von Partikeln aus der Quantenphysik auf Mikrosampling und Resonanz angewendet werden.

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Könntest du das Werk visuell beschreiben? Wie versuchst du, es in einer Galerie zu zeigen? Welche Erfahrung bietet es den Besuchern?

Der Sound ist mit einer Lichtkomposition verbunden, die aus 100 Acryltafeln auf einem schwarzen Monolith besteht. In jede Platte sind von der Quantenphysik inspirierte Grafiken eingraviert. Diese lichtdurchlässigen Tafeln bilden eine Animation, wenn sie beleuchtet werden. Es ist ein bisschen so, als hätte ich die Kontrolle über 100 Einzelbilder eines Films (und dabei 30 Bilder pro Sekunde).

Das Coole und Interessante daran ist, dass man alle Arten von Lichteffekten erzeugen kann, ja nachdem, welche Tafel erleuchtet wird. In der Komposition gibt es viele Zufallselemente, sie erzeugt kontinuierlich neue Musterkombinationen. Sie ist endlos, was wiederum den Bogen zurück zur Quantenphysik und dem unendlichen Universum spinnt.

Was kannst du zum technischen Aspekt des Werks sagen? Welche Tools und Technologien hast du angewendet?

Zunächst ist da ein schwarzer Monolith, der als Träger fungiert. Die Acrylplatten wurden mit Lasercuttern graviert. Sie werden von 100 LED Strips erleuchtet. Diese ganze Arbeit habe ich im Studio Robocut gemacht, einer sehr coolen Firma in Montreal. Die Lichter und musikalischen Signale der Komposition kommen alle von derselben Software, Ableton Live sowie Max for Live für die Kontrolle und Kommunikationsprotokolle.

Ableton sendet MIDI-Signale an Max for Live, das diese weiter an das MIDI/DMX-512 Interface sendet, mit dem alle LEDs kontrolliert werden. DMX-512 ist das Standard-Protokoll für Bühnenbeleuchtung. Ein 4-Kanal-Dimmer wandelt das Signal des DMX-512 in Spannung um, die direkt in die LEDs geht. Diese Dimmerpacks sind mein kleines Geheimniss. Sie sind super verarbeitet und kommen von einer sehr kleinen Firma aus den USA namens Celestial Audio.

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Wie willst du das Werk noch weiterentwickeln? Gibt es irgendwelche zukünftigen Projekte?

Ich habe letzte Woche rund um die Uhr an dem Projekt gearbeitet. Ich denke, ich werde es jetzt erstmal liegen lassen. Wir werden sehen, wo es hingeht. Verschiedene Optionen sind denkbar.

Was zukünftige Projekte angeht: Ja, es gibt einen Haufen! Das einzige Problem ist, dass ich noch das Geld brauche, um sie durchzuführen. Und das wird dauern. Vielleicht zum Schluss noch eine Ankündigung: Der Sound von frequencies (light quanta) erscheint im Oktober auf dem italienischen Minimal-Label Farmacia901.

>> Besucht die Website von Nicolas Bernier