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Popkultur

Rob Whitworth porträtiert Städte mit atemberaubenden Hyperlapse-Videos. Wir haben ihn zum Interview getroffen.

Der Macher hinter dem spektakulären Video "Barcelona GO!" über den kreativen Prozess und die Probleme beim Drehen von Hyperlapse-Filmen.

Zeitraffer-Künstler Rob Whitworth ist wohl das urbane Equivalent eines interkontinentalen Botschafters. Er ermöglicht seinen Zuschauern atemberaubende und blitzschnelle Touren durch die lebendigsten Städte der Welt. Seit 2011 befindet er sich an der Spitze der innovativen Zeitraffer-Videografie und bastelt preisgekrönte Stadt-Porträts, die das geschäftige Treiben urbaner Metropolen wie Shanghai oder Barcelona einfangen.

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Whitworth lässt seine Kamera durch die Stadt gleiten, sausen, rutschen und saugt dabei das alltägliche Leben seiner Motive auf. Durch intensive Nachforschung und umfangreiche Vorbereitung macht der Künstler architektonische Meisterwerke, lokale Events und Menschenmengen ausfindig, um die einzigartige Atmosphäre der jeweiligen Stadt zu illustrieren. Sein letztes Video Barcelona GO! fegte wie ein Sturm durch's Web und bescherte ihm in nur vier Wochen über eine Million Views.

Whitworth erklärte uns den Prozess, der hinter seinen kunstvollen Oden an die Städte dieser Welt steckt und ließ uns an seinem enormen Wissen teilhaben.

Fotos mit freundlicher Genehmigung von Rob Whitworth

The Creators Project: Auf deiner Vimeo-Seite steht, dass du ein „urban filmmaker“ bist. Was bedeutet dieser Begriff für dich? Wie beschreibst du deine Arbeit?

Rob Whitworth: Städte sind die Orte, an denen alles passiert. Jede Stadt ist anders und hat eine andere Geschichte zu erzählen.

Ich habe nach dem richtigen Ausdruck für das gesucht, was ich tue. So etwas wie „Stadtporträt“ ist das Beste, das mir einfiel. Meine Idee ist es, dem Zuschauer einen Ort näherzubringen und in ein paar Minuten die Geschichte dieses Ortes, dieser Stadt oder dieses Events zu erzählen.

Die Leute sind sehr stolz auf ihre Städte. Mein Barcelona-Video hatte in weniger als einer Woche über eine Million Views und die meisten kamen aus Spanien. In Malaysia gab es eine ähnliche Reaktion auf mein Video über Kuala Lumpur. Es ist toll, ein Teil davon zu sein und etwas zu kreieren, das die Leute so begeistert.

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Deine Arbeit beinhaltet viele verschiedene Städte in Asien. Was hat deine spezielle Aufmerksamkeit auf diesen Teil der Erde gelenkt? Hast du eine Lieblingsstadt in Asien?

Ich könnte mich nicht für eine entscheiden. Was ich generell an asiatischen Städten liebe, sind die Energie und das Gefühl, dass es nach oben geht. Sie zeichnen sich meist durch exponentielles Wachstum und spürbaren Fortschritt aus. Eine ganz andere Atmosphäre als in Europa, wo ich aufgewachsen bin.

Ich kam vor fast vier Jahren nach Da Nang in Vietnam. Ich fühlte mich wie in Narnia, alles war total anders. Mehr kann man als Fotograf/Filmemacher nicht verlangen.

Erzähle uns etwas über deinen kreativen Prozess. Welche Art von Planung steckt hinter jedem Video?

Bevor ich in die Städte komme, mache ich Einiges an Online-Recherche–normale Internet-Recherche, Bibliotheksbestände und bereits existierende Videos. Am Beginn eines Projekts, in den ersten Tagen, checke ich Locations aus und erarbeite ein Konzept. Wenn ich etwas drehe, dann nur mit meinem iPhone, für Notizen.

Sobald das Storyboard fertig ist, werden die Locations abgesperrt und der Dreh beginnt. Es ist immer gut, vom ursprünglichen Storyboard abzuweichen, aber es ist auch wichtig, einen Plan zu haben. Es macht echt Spaß, Kunden von Storyboards zu überzeugen, denn ich klinge mit Sicherheit total verrückt.

Normalerweise fällt für einen Drehtag ein Tag Post-Produktion an. Bei dem Barcelona-Video habe ich allerdings einige neue Tricks ausprobiert. Das machte die einzelnen Arbeitsschritte komplizierter, da ich nicht komplett sicher war, wie ich das Storyboard machen würde. Dadurch dauerte die Post-Produktion dann etwas länger.

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Kannst du erklären, wie du die Locations aussuchst? Muss man da viel ausprobieren?

Ich mag es, eine Stadt auf fünf Grundelemente herunterzubrechen. Das müssen nicht notwendigerweise positive Dinge sein, aber Eigenschaften, die einzigartig für die jeweilige Stadt sind. Die meisten Städte haben ein Wahrzeichen, das sie leicht wiedererkennbar macht. Diese Plätze eignen sich, um das Video zu starten.

Ausprobieren ist großartig, aber damit diese Methode funktioniert, braucht man viel Zeit. Für meine letzten Projekte gab es straffe Deadlines, was dazu führte, dass ich das Storyboard rechtzeitig abliefern musste und keine Gelegenheit hatte, viel herumzuspielen. Mit dem Barcelona-Projekt habe ich noch so viel wunderschönes Material von einigen tollen Locations und es ist immer noch unbearbeitet.

Welche Art von Aufnahmetechniken und Bearbeitungseffekten hast du eingesetzt? Hast du ein paar Tipps, wie man diesen „Slam-Zoom“ hinbekommt?

Ich benutze viele Tricks und Blenden bei meiner Arbeit, aber keine davon ist besonders innovativ. Ein paar davon sind allerdings ziemlich einzigartig in der Zeitraffer-Videografie. Es ist interessant, wie ich sie einsetze, um eine Geschichte zu erzählen, in Form der „flow motion“. In vielen Hyperlapse-Filmen bewegt sich die Kamera hinter eine Location und dann wir eine andere Location reingeschnitten. Warum nicht die Bewegung der Kamera nutzen, um alles zu verbinden? Hyperlapse ist ein beeindruckendes Tool, um zwei verschiedene Aufnahmen auf sehr coole Art und Weise miteinander zu verbinden.

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Es funktioniert nicht immer, aber für mich wäre es das Größte, auf eine Tour durch die Stadt zu gehen, auf der alle Locations miteinander verknüpft sind; um den Leuten nicht nur eine Idee von den Sehenswürdigkeiten zu geben, sondern auch, wie man sie erreicht.

Haben deine Aufnahmen irgendetwas Überraschendes oder Einzigartiges über die jeweilige Stadt offenbart? Irgendwelche Verhaltensmuster im Stadtleben?

Ich bekomme extrem viele Reize, wenn ich zu viel Zeit auf irgendwelchen Dächern verbringe und auf die Welt da unten schaue. Wenn man in einer belebten Stadt am Boden unterwegs ist, fühlt sich alles sehr menschlich und individuell an. Deine Aufmerksamkeit wird auf eine Werbung, ein Paar Schuhe oder eine alte Dame, die über die Straße geht, gelenkt–es geht einfach viel zu viel ab, um alles aufzunehmen. Deswegen ist Timelapse das perfekte Medium, um Städte einzufangen. Indem man die Kamera auf ein Dach stellt, verschwimmen einzelne Menschen zu einer konstanten Bewegung, und eine Szene, die am Boden sehr chaotisch aussieht, wird sehr ordentlich und vorhersagbar.

Ein Menge Leute, die viel cleverer sind als ich, haben beobachtet, wie Städte die Natur in vieler Hinsicht imitieren; wie zum Beispiel aus Autobahnen Arterien und Blutgefäße werden. Eines meiner ersten Video habe ich in Ho-Chi-Minh-Stadt in Vietnam gedreht. Die Stadt ist bekannt für ihren verrückten Verkehr und die Motorräder überall. Das Video ist ein großartiges Beispiel. Vom Boden aus betrachtet ist sie ein einziges Chaos. Von einem höheren Ort aus und durch den Zeitraffer beschleunigt wird sie zu einem harmonischen Flow.

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Hast du ein paar Beispiele für den kreativen Problemlösungsprozess, der für deine Aufnahmen notwendig ist?

Ich denke, der ganze Dreh kann als ein großes kreatives Problem bezeichnet werden, das gelöst werden muss. Es gibt immer Herausforderungen und Dinge, mit denen man fertig werden muss. Ich denke da spontan an den Anfang des Barcelona-Videos, wo wir Marta begleiten, während sie die Straße entlang geht. Auf einmal tauchten so viele Probleme auf: es fing an zu regnen und es kam ein Auto nach dem anderen. Dann mussten wir eine Schlüssel-Location streichen. Da war einiges an Improvisation und auch das ein oder andere Schimpfwort nötig.

Erzähle uns etwas über deine kommende Serie One Planet.

Ich kann zu diesem Zeitpunkt noch nicht viel sagen–es wird die nächste Aushängeserie der BBC zum Thema Natur. Ich bin nur ein kleiner Teil davon. Ich bin mit diesen Serien aufgewachsen, also ist es so in etwa, als würde ein Traum wahr werden.

Welche Zeitraffer haben dich in letzter Zeit beeindruckt? Hast du einen Favoriten?

Es gibt immer cooles Zeug. Ich war gerade ziemlich begeistert von diesem Tilt-Shift-Zeitraffer von Pau. Er war damit Teil desselben Projekts wie mein Barcelona-Video. Beide wurden vom katalanischen Fremdenverkehrsamt in Auftrag gegeben.

Mein ewiger Klassiker ist aber Bathtub IV von Keith Loutit. Es hat mich sehr inspiriert, Zeitraffer zu drehen und andere fotografische Gebiete aufzugeben.

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Irgendwelche Tipps für angehende Filmemacher?

Durch das Internet und die erschwingliche Kamera-Technologie ist alles möglich. Es war nie spannender. Mein erstes virales Video verbreitete ich von einem Laptop in Vietnam. Ich hatte eine Handvoll Freunde auf Facebook und schickte es an meine Familie und ein paar Webseiten. Innerhalb von vier Tagen hatte ich über 700.000 Views über verschiedene Medien weltweit. Alles ist möglich.

Besucht Whitworths Webseite und sein Profil auf Vimeo.