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Popkultur

Seht die Anatomie des Menschen mit einem besonderen CGI-Twist

Der Animator Albert Omoss ist ein Meister darin, psychedelische, geometrische Welten zu kreieren, in denen man sich schnell verliert.

Der Animator Albert Omoss ist ein Meister darin, psychedelische, geometrische Welten zu kreieren, in denen man sich schnell verliert. Seine Avantgarde-Serie Cycles und sein hypnotisierendes Godface zum Beispiel begeistern mit einer himmlischen Erfahrung optischer Illusion. Das jüngste Werk des digitalen Künstlers versucht, dieses Modell in einen Raum zu transportieren, in dem er auf kreative Weise mit menschlichen Körpern herumspielen kann: Forms ist eine Serie von Kurzfilmen voll surrealer, anatomischer Szenarien in einem real erscheinenden, wenn gleich virtuellen, Reich.

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Die ersten Beiträge zu Forms sind an frühere Werke von Omoss angelehnt–erstaunliche Stücke, die sich auf dem Bildschirm in menschliche Rattenkönige verwandeln, wie form j04 – quadruplets. Mit jedem neuen Clip gewinnt Forms an Komplexität. Omoss spielt damit, wie Menschen mit ihrer Umgebung und ihrem Körper interagieren. The Creators Project hat mit ihm über seine einzigartigen CGI-Experimente gesprochen.

The Creators Project: Wie würdest du jemandem deine Kunstprojekte beschreiben, der sie nicht kennt?

Alber Omoss: Das hängt davon ab, wie prätentiös ich klingen möchte (normalerweise nicht so sehr). In etwa so: Grafische Experimente, die ich am Computer mache und Filme, die aus der Suche nach einer Art reinen mathematischen Wahrheit entstehen, welche die Berechnung der Realität inszeniert.

Deine Serie Forms spielt mit unterschiedlichen Ästhetiken. Von komplexen geometrischen Formen bis zu surrealen lebensähnlichen Körpern. Was verbindet die einzelnen Experimente untereinander?

Ich würde sagen, dass das gemeinsame Thema der Serie die Erkundung von Formen ist, im geometrischen und strukturellen Sinne des Wortes. Und das Medium Film, um diese Formen auszudrücken. Film wird sehr oft verwendet, um Erzählungen und Charaktere zu erkunden. Mit der Serie möchte ich die Geschichten und Charaktere der Formen selbst erkunden. Ich lenke die Strukturen zu einem gewissen Grad, so wie ein Regisseur einen Schauspieler lenken würde. Aber an einem gewissen Punkt übergebe ich die Kontrolle den Maschinen. Die Entscheidungen, die ich als Regisseur treffe resultieren aus der Beobachtung der Natur und des Verhaltens dieser Strukturen. Die Formen drücken sich eigenständig aus und ich versuche das für den Betrachter einzufangen.

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Wie verläuft dein kreativer Prozess? Von der Inspiration zur Idee bis zum veröffentlichten Endprodukt?

Die Quelle meiner Inspiration sind wohl hauptsächlich die unterbewussten Verbindungen zwischen Techniken und Prozessen, die ich mit der Zeit gelernt habe. Manchmal entfacht eine neue Technologie eine Idee, wie einige Computergrafiken, auf die ich gestoßen bin oder ein neues Feature, das ich an einer Software entdecke. Dann wiederum habe ich eine allgemein Idee für eine strukturelle Entwicklung, die ich sehen möchte, und versuche, dann herauszufinden, wie ich sie umsetzen kann.

Ich experimentiere mit verschiedenen Software-Paketen, meistens Houdini, und wiederhole ein Konzept so lange, bis ich der Meinung bin, etwas zu haben, das es wert ist, ausgearbeitet zu werden.Viele Tests und Experimente werden wieder verworfen. Die Formen, die ich am interessantesten finde, mache ich zu Kurzfilmen. Ich importiere dann die animierte Geometrie in Cinema4D und arbeite an der Beleuchtung und dem 'digitalen Filmen' der Formen, mit dem Fokus auf klassischer Kameraführung.

Die Filme durchlaufen dann den typischen Prozess von Computergrafiken, sprich Rendern und Compositing. Für komplexes Compositing nutze ich Nuke, sondern After Effects. Über After Effects ergänze ich auch den Sound, sobald das Bild steht. Anschließend wird alles komprimiert und hochgeladen, damit die Welt es konsumieren kann.

Auf der Website der Serie fügst du jedem Video eine Zusammenfassung deiner Idee in drei Wörtern hinzu. Beginnt dein kreativer Prozess mit diesen Ideen oder kreierst du Forms und fasst sie rückblickend zusammen?

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Die Zusammenfassungen entstehen nach der Kreation der Werke. Meistens beschreiben die Phrasen ein Element des technischen Prozesses, mit dem das Werk gemacht wurde. Oder sie beschreiben eine Art subjektiver Qualität, die ich dem Stück als Ganzem zuschreibe.

Auf deiner Website sagst du auch, dass die Arbeit „eine fortlaufende filmische Erkundung vierdimensionaler Formen ist. Was meinst du mit vierdimensional?

Die vierte Dimension in diesen Werken ist die Zeit. Die meisten physischer Skulpturen existieren als statische dreidimensionale Formen. Da ich in dieser Serie nicht durch den Gebrauch physischer Materialien eingeschränkt bin, möchte ich die Strukturen erkunden, die sich verändern und entwickeln, wenn der  Zuschauer sie betrachtet.

Du scheinst ganz klar eine Faszination für menschliche und körperliche Formen zu haben. Haben diese Experimente mit der Modifikation des menschlichen Körpers unterschwellige Ziele? Welches Feedback erhoffst du dir von den Zuschauern?

Da die meisten meiner Arbeiten total abstrakt und geometrisch sind, möchte ich mit dieser Serie die Gelegenheit nutzen, mit emotional eindrucksvolleren Formen zu arbeiten. Die Erforschung von  Computergrafiken hat eine sehr kalte und technische Ästhetik. Das hier ist vielleicht mein Versuch, diesem typischerweise synthetischen und nicht zuordenbaren Raum etwas Wärme und emotionales Gewicht zu geben. Ich hoffe, dass die Betrachter etwas finden, mit dem sie etwas anfangen können, und dass die Werke abstrakt genug sind, dass jeder eine persönliche Bedeutung aus ihnen ziehen kann.

 >> Besucht die Website von Albert Omoss