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CGI

So hätte es wohl ausgesehen, wenn die Mayas Computer-Generated-Imagery gekannt hätten

Spiritualität, Mystik und digitale Störsignale vereint Kokofreakbean zu berauschenden visuellen Trips. Er hat uns ein bisschen über seine abgefahrene Arbeit erzählt.

Kokofreakbean produziert diese Art von Videos, von denen man sich nicht so schnell erholt. Keine Ausnahme ist da sein neuestes Werk für den Track Center of the Sun von EPROM. Der Song selbst ist ein akustisches Feuerwerk elektronischer Störgeräusche und damit die perfekte musikalische Untermalung für Kokos pulsierende Visuals.

Auf die Frage nach seinem Style antwortete uns Koko: „Geblendet, funky, frisch, Spaghetti-Bolognese-Disco-Pixel mit spirituellen Tendenzen aus Texas“. Klar geworden? Wer Kokos Werke kennt, wird wissen, dass diese Selbstbeschreibung gar nicht so sehr daneben liegt. Center of the Sun verzichtet komplett auf ein entspanntes Intro oder einen langsamen Aufbau. Man fällt sofort in den tiefen, psychedelischen Pixel-Strudel in Gestalt des wirbelnden Sonnengottes Olmec.

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„Die erste Minute des Clips ist stark von Alex Rutterfords Video zu Autechres Gantz Graf beeinflusst“, so Koko. Von da öffnet sich der Clip zu einem Medley sich verschiebender CGI-Formen, die kaum wahrnehmbar sind. Vom Design ganz zu schweigen.

„Letztendlich nutze ich eine Spreadsheet-Technik, mit der ich Teile des Songs isoliere. Diese Teile übersetze ich in Frame Ranges und beschreibe die Kamera-Umgebung und den visuellen Inhalt jedes einzelnen Elements“, so Koko über den Prozess der Videoproduktion. „Sobald ich einen ordentlichen Teil herausgearbeitet habe, fange ich an, die Bilder mit 3ds Max und After Effects zu bearbeiten. Da der Song bereits eine so grobkörnige Struktur hatte, entstanden die Bilder fast unmittelbar in meinem Kopf. Der konzeptionelle Abschnitt des Prozesses war also der einfachste.“

Der speiende, herumwirbelnde Sonnengott Olmec verleiht dem Video inmitten aufblitzender Formen etwas Kosmisches: „Titel und Sound des Songs gaben mir diese Vorstellung einer spirituellen Dimension oder Zone in einem tiefen Winkel des Raums, wo die Energie unendlich kollabiert und sich wieder neu formt“, so der CGI-Künstler. „In den meisten meiner Arbeiten findet man eine spirituelle Referenz und die Rolle des Schamanen, der diese Spiritualität führt und formt. Die Leute glauben immer, dass ich meine Ideen aus exzessivem Drogenkonsum ziehe, aber ich nehme keine Drogen (außer ab und zu mal eine Schmerztablette). Ich trinke nicht mal Alkohol.“

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Viele von Kokos Arbeiten sind durch mesoamerikanische Mythen und kulturelle Totems in Verbindung mit einer digitalen Störsignal-Ästhetik gekennzeichnet. Und genau diese Kombination ist es, die den Betrachter fesselt. „Ich finde es extrem aufregend, mir vorzustellen, was die Mayas oder Azteken so alles mit 3ds Max oder After Effects angestellt hätten“, so Koko.

„Viele zeitgenössische Künstler scheinen offensichtlich spirituelle oder mystische Werke geringzuschätzen, aber sie missachten damit einen wesentlichen Teil des menschlichen Lebens. Ich zähle mich zu keiner bestimmten religiösen Ideologie, aber ich genieße den Prunk und die unbestreitbare Macht religiöser Darbietung. Die Kombination dieser vagen Religiosität mit einer quasi modernen Form von Störsignalen, die digitale Schwachstellen verherrlicht, scheint mir da angemessen.“