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Fotografie

So immersiv hast du Marina Abramović noch nie gesehen

Der Fotograf Matthew Placek hat ein atemberaubendes Porträt der fesselnden Kunst-Ikone erschaffen.
Videostandbild mit freundlicher Genehmigung von Matthew Placek.

Marina Abramović steht splitternackt mitten in einem verlassenen Raum, und ihr weißer Körper mutet fast wie eine gespenstische Erscheinung an. Als Star von Matthew Placeks 3D-Projekt 130919: A Portrait of Marina Abramović, steht Abramović in dem Gebäude, in dem sich eines Tages das Marina Abramović Institute befinden wird. Eine Kamera schwenkt über und um sie herum. Diese Darstellung der Performancekünstlerin, nackt und unerschrocken, ist uns bereits aus unzähligen anderen Projekten bekannt, in denen Abramović an unterschiedlichen Schauplätzen und zu unterschiedlichen Zeitpunkten ihre Zuschauer und die Kamera direkt angestarrt hat. Und doch ist es dieses Mal ein wenig anders: Es ist eine sich bewegende, lebende und atmende Wiedergabe der Künstlerin durch einen anderen Künstler.

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In 130919 gibt sich Abramović ganz den Anweisungen von Placek hin. Dieser versucht in einer einzigen Komposition, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu verewigen, und es gelingt ihm mit einer tiefgründigen Absichtlichkeit. Es ist sein Ziel, Abramovićs emotionale Energie festzuhalten, indem er sie zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt in ihren eigenen, kreativen „Leib“ versetzt: Sowohl die Künstlerin als auch das Gebäude werden als „stark und von der Geschichte gezeichnet dargestellt“, erklärt Placek.

Videostandbild mit freundlicher Genehmigung von Matthew Placek.

„Ein Porträt kann immer nur aus einem Prozess der Zusammenarbeit entstehen und ist immer auch ein Ergebnis meiner persönlichen Beziehung zu dem Subjekt; egal, ob diese Beziehung vor vier Stunden oder vor vier Jahren begonnen hat. Meine Ästhetik ist ganz klar, so wissen die Subjekte also, was sie zu erwarten haben“, erzählt Placek The Creators Project. Abramović beispielsweise hat dieses Werk erst vier Monate nach seiner Fertigstellung gesehen. „Wir waren nur zu zweit, und ich führte sie in Miami auf der Kunstmesse Art Basel durch die Installation. Als der Film vorbei war, setzte sie ihre 3D-Brille ab und sah mich mit Tränen in den Augen an. Sie sagte: ‚Du hast es genau richtig gemacht.‘“

Die immersive, standortspezifische Installation wurde in Hudson, New York, aufgenommen und war vor kurzem bei der gemeinnützigen Kulturorganisation Second Ward Foundation in Hudson und im Herbst vergangenen Jahres im National Monument Fort Jay auf der Governors Island zu sehen. 2013 wurde sie auf der Messe Art Basel Miami Beach erstmals gezeigt.

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Bild mit freundlicher Genehmigung von Bethanie Brady Artist Management / Photo Credit: Zach Hilty/BFA.com

Das 3D-Porträt ist der Höhepunkt von drei Jahren Arbeit. Finanziell unterstützt wurde die Produktion von dem Rockefellers Brothers Fund, der The National Young Arts Foundation, der The Knight Foundation und Visionaire Film. Als die Installation im vergangenen Monat in dem Auditorium der Second Ward Foundation aufgebaut wurde, durften immer nur Gruppen von je vier Personen in die ehemalige Grundschule eintreten. Die vier Räume, die früher als Klassenzimmer gedient haben, befinden sich alle in unterschiedlichen Zuständen des Verfalls und wurden nun als Schauplätze für eine stereoskopische, persönliche Filmvorführung genutzt. Einen kurzen Moment lang konnten die Zuschauer so Abramovićs Intensität ganz persönlich und fast wie unter vier Augen erleben.

Bild mit freundlicher Genehmigung von Bethanie Brady Artist Management / Photo Credit: Zach Hilty/BFA.com

Das nahtlose 3D-Porträt ist ein unvergesslicher, privater Moment, der eine ganze Reihe an Gefühlen im Zuschauer auslöst. Dieser anmutige künstlerische Augenblick wurde während eines Drehtages im September 2013 erschaffen: Zunächst hatte es aber drei Stunden gedauert, den 15 Meter langen Kran durch eine anderthalb Meter breite Tür zu bekommen. Placek und sein Team haben mit zwei RED Kameras und einer 3D-Halterung sieben Aufnahmen in stereoskopischem 3D gemacht. Er sagte: „Marina ist ein Profi, und auch mein ganzes Team von fast 40 Leuten hat sehr professionell gearbeitet. Es braucht ein ganzes Heer, damit etwas so kompliziertes leicht aussieht und sich leicht anfühlt.“

Hier erfahrt ihr mehr über Matthew Placek.