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street art

Subversive Collagenkunst beim Collagistas Festival in der Berliner Alternative Gallery

Mit Anleihen von Surrealismus bis Pop Art setzten sich diese internationalen Collagenkünstler mit Diktatur der Schönheitsideale, Scheinwelt der Massenmedien und gesellschaftlichen Abgründen auseinander.

Foto: Max Rockatansky

Diktatur der Schönheitsideale, Scheinwelt der Massenmedien, gesellschaftliche Abgründe–Collagenkünstler und ihre Arbeiten scheinen einen Hang zum Subversiven zu haben. Zumindest gilt das für die 24 internationalen Künstler, die in den nächsten zwei Wochen in der Berliner Alternative Gallery ausstellen. Vom 10. bis 24. Oktober findet hier das erste Collagistas Festival statt.

Pornografisches, Emotionales, Surreales, Beklemmendes und Verstörendes wird zu sehen sein. Die Welt der Collagen bedient sich bei Pop-, Trash- und Street-Art, nimmt gerne urbane Kulturen auseinander. Gleichzeitig hat diese spezielle Technik der Kreation durch Dekonstruktion gerade diese Kunstrichtungen nachhaltig beeinflusst. Schon Dadaismus, Kubismus und Surrealismus griffen auf das Prinzip zurück, verschiedene Elemente zu einem neuen Ganzen zusammen zufügen. In der Musik ist das als Mashup bekannt geworden.

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Foto: Laetitia Fieschi

Trotz oder gerade aufgrund des digitalen Zeitalters von copy and paste greifen viele Künstler dabei auch noch auf das analoge cut and paste zurück. Fotos, Zeichnungen und Texte aus Büchern, Magazinen, Zeitungen, Malereien, handgeschriebene Briefe oder Familienfotos müssen für ihre Collagen herhalten. Plastik, Papier, Druckerfarben, Kleidung und Acryl, Schere, Kleber und Pinsel dienen als Arbeitsmaterialien.

Foto: Mogobi Bibiana Mele

Recycling und Wiederverwertung sind zentrale Prinzipien der Collagenkunst. Das gilt nicht nur für Material, sondern auch die psychologische Dimension der übermächtigen Bilderflut, der wir Tag für Tag ausgesetzt sind. „Ich habe immer ein tiefes Bedürfnis gefühlt, die visuelle Verschmutzung, die uns alle umgibt, auseinanderzunehmen und zu recyclen. Zur Zeit konzentriere ich mich auf Ideologien und Dogmen und dekonstruiere die ikonografische Macht, die unsere soziale Identität und Beziehung zur Welt durchtränkt“, so Laetitia Fieschi, Collagistas-Teilnehmerin aus Italien.

Foto: Lane

Auch der griechische Künstler George Bogiatzidis hält den Symbolismus allgegenwärtiger Bilder für das zentrale Element von Collagen:

„Collagen sind für mich das beste Werkzeug, um die Botschaft, die der Künstler im Kopf hat, in zwei Dimensionen an den Betrachter zu senden. Collagen sind eine Komposition von Bildern und wir leben im Zeitalter von Bildern. Wir kommunizieren über Bilder und unsere Gehirn passt sich daran an, um den zugrundeliegenden Symbolismus schneller entschlüsseln zu können. Durch Technologie haben wie unbegrenzten Zugang zu alten, neuen, seltenen, populären, nahen oder sehr fernen Bildern und die Werkzeuge, um eine detaillierte Komposition unserer Meinung zu einem bestimmten Thema zu kreieren. Ein Collage ist immer auch der Schnappschuss eines Traums. Sie existiert außerhalb von Raum und Zeit, hält aber immer eine zu Verbindung zu aktuellen Geschehnissen.“

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Foto: Filipa Sottomayor

Dass die Ansätze der einzelnen Künstler untereinander stark variieren überrascht nicht. Von Grafikdesign über Malerie bis zu Fotografie bringen sie ganz unterschiedliche Backgrounds mit. Viele haben gar keine professionelle Kunstausbildung hinter sich und arbeiten mehr oder weniger intuitiv.

Neue Narrative entstehen quasi automatisch aus dem Ausgangsmaterial, wie der Engländer Patrick Bremer erklärt: „Sobald du anfängst, schlägt das Ganze seine eigene Richtung ein, angeschoben durch die Formen, Farben und Texte, die du in der Hand hast. Jeder neue Schnipsel ist eine Reaktion auf den vorherigen.“ Kann man so machen, muss man aber nicht. Der Pole Kacper H. Kiec jedenfalls verfolgt eine andere Herangehensweise: „Ich hasse Beliebigkeit. Alles muss geordnet sein. Aus einer Handvoll sorgfältig ausgewählter Elemente baue ich mir meine retro-spaced-grungy-vision.“

>> Alle teilnehmenden Künstler des Collagistas findet ihr auf der Website des Festivals

>> Hier geht es zum Facebook-Event von Collagistas