FYI.

This story is over 5 years old.

Wissenschaft

Wissenschaftsredakteur Frank Swain ist taub, kann aber WLAN hören

Für sein Projekt Phantom Terrains benutzt er Hörgeräte als Augmented-Reality-Tool, um unsichtbare Datenfelder wahrnehmen zu können.
Nickolay Lamms Visualisierungsprojekt verwandelte WLAN-Signale in prächtige Farbenspiele

Autor Frank Swain war vergangene Woche in der Lage, die WLAN-Signale um ihn herum zu hören. Und nein: „das ist das nicht das Resultat einer plötzlichen Mutation oder jahrelanger Meditation“, erklärt er. Stattdessen trägt Swain ein spezielles Hörgerät, das kabellose Frequenzen in Klänge übersetzt. Gemeinsam mit Soundkünstler Daniel Jones hat Swain das Projekt Phantom Terrains entwickelt, um die uns umgebenden Datenfelder etwas präsenter zu machen.

Anzeige

In einem Artikel für den New Scientist erklärt Swain, dass er bereits mit Mitte 20 sein Hörvermögen eingebüßt hat. Phantom Terrains gibt ihm nicht nur eine Vorstellung der aufeinander prallenden WLAN-Netzwerke, sondern beschäftigt sich auch mit der zukünftigen Rolle von Hörhilfen verschiedener Art. Ein übermenschliches Gehör könnte vielleicht eines Tages Realität werden.

Anhand einer Karte visualisiert Swain die WLAN-Signale rund um das BBC Broadcasting House

Die Karte des Data Walk ist die erste Fallstudie von Swain und Jones und zeigt die schlangenförmige Landschaft des kabellosen Netzwerks des BBC Broadcasting House (oberes Schaubild) sowie die Höhen und Tiefen der entsprechenden Soundlandschaft (unteres Schaubild). In der zweiminütigen Aufnahme des Gangs um das Gebäude hört man das Prasseln von Klicks, das mit zunehmender Signalstärke schneller wird, sowie melodische Töne, die sich aus den Namen von Netzwerken, Sendekanälen und Sicherheitsverbindungen speisen.

„Die größte Herausforderung ist menschlich“, erklärt Jones. „Wie können wir eine klangliche Wiedergabe erzeugen, die ausgeklügelt genug ist, um die Fülle und Komplexität einer sich konstant verändernden Infrastruktur von Netzwerken auszudrücken, gleichzeitig aber so unauffällig, dass man die Sounds so über unsere normalen Sinne legen kann, dass sie nicht ablenken?“

Genau diese Fragestellung beschäftigt derzeit viele visuelle Künstler. Die Visualisierungen von Nickolay Lamm zum Beispiel, die er gemeinsam mit dem Astrobiologen M. Brown Vogel realisierte, erinnern an Regenbögen. Die WLAN-Skulpturen von Peter Jellitsch manifestieren sich als polygonale Berglandschaften. Und Luis Hernans Kirlian Device kreiert bunte Lichtgemälde aus WLAN-Signalen.

>> Mehr Hintergrundinfos zu Swains Erfahrungen mit den Phantom Terrains findet ihr im Originalartikel im New Scientist