"Woraus besteht unser Bewusstsein?" fragt diese audiovisuelle Installation
Omega Point in Aktion. Fotos: Charlie McKay

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"Woraus besteht unser Bewusstsein?" fragt diese audiovisuelle Installation

Inspiriert von Berichten über Nahtoderfahrungen erforscht der griechische Künstler Marios Athanasiou den Omega Point, das vom Menschen nicht mehr wahrnehmbare Proto-Bewusstsein.

Woraus ist unser Bewusstsein gemacht? Das ist keine Frage, die wir an dieser Stelle beantworten können–und auch keine Frage, die die Menschheit in den letzten Jahrtausenden beantworten konnte. Trotzdem hat der in London lebende Künstler Marios Athanasiou diese Frage zum Gegenstand seiner interaktiven, auf Sensoren basierenden Leinwand-Installation Omega Point gemacht.

Wie der in Athen geborene Athanasiou erklärt, basiert das Konzept der Installation auf einer 20 Jahre alten Bewusstseinstheorie namens Orch-OR (Orchestrated objective reduction). Sie wurde von den mathematischen Physikern Sir Roger Penrose und Stuart Hameroff in den 1990ern entwickelt. „Laut dieser Theorie existiert Bewusstsein als Quanteninformation überall im Universum", so Athanasiou. „Wir sind lediglich seine Empfänger und nicht seine Schöpfer. Jüngste Entdeckungen der Neurowissenschaft scheinen diese kontroverse Theorie zu unterstützen. Bewusstsein entsteht nicht aus komplexen rechnerischen Hirnaktivitäten, wie man früher annahm, sondern geht von Quantenvibrationen innerhalb von Mikrotubuli aus."

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Mit seiner Arbeit möchte Athanasiou die Art und Weise erforschen, wie digitale Technologien die menschliche Wahrnehmung beeinflussen und herausfordern. „Omega Point lädt die Besucher ein, sich selbst als Teil eines kybernetischen Universums unendlicher Feedbackschleifen von Quanteninformation wahrzunehmen". Der Name der Installation ist von der Idee inspiriert, dass Bewusstsein sich zu einem Maximum an Komplexität entwickelt, dem Omega Point, den Hameroff das „Proto-Bewusstsein" nennt.

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„Das Konzept, das der Beschreibung des Übergangs vom menschlichen Bewusstsein zum Proto-Bewusstsein, über das Stuart Hameroff spricht, am nächsten kommt, ist der Tod", so Athanasiou. „Ein Moment, in dem unser Bewusstsein vom Reich des Menschlichen in ein anderes Reich übergeht, das von den menschlichen Sinnen nicht wahrgenommen werden kann. Verschiedene Berichte von Nahtoderfahrungen sprechen von einem tunnelähnlichen, gelben Licht, das von einem sehr lauten disharmonischen Klang begleitet wird. Omega Point wurde unter Bezug auf diese Berichte gestaltet."

Das Ergebnis von Athanasious Untersuchungen' ist eine Erfahrung, die es euch ermöglicht, mit Hilfe einer Kinect und etwas Grafiksoftware dem Tod und dem Bewusstsein gegenüberzutreten. „Ich stellte es mir als eine ziemlich persönliche, meditative Erfahrung vor. Ähnlich wie ein psychedelisches Drogenexperiment, Tod, Schlaf oder Meditation", erklärt der Künstler.

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„Am Tag der Installation wurden den Teilnehmern keinerlei Hinweise gegeben, wie sie mit dem Werk interagieren sollten. Stattdessen musste sie es selbst herausfinden. Einige verstanden sofort, wie die Installation funktioniert und begannen, mit ihr herumzuspielen und Farben zu kreieren. Einige Teilnehmer versuchten, das Programm an seine Grenzen zu bringen und es zu crashen. Einige Besucher benutzen es überhaupt nicht, sondern setzten sich einfach stundenlang an die Seite, um anderen Besuchern bei ihren Interaktionen zuzusehen."