Diese Studentin hat mit Second Skin die stärkste Waffe der #Freethenipple-Bewegung geschaffen
Second Skin (2015), Esmay Wagemans. Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung

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Diese Studentin hat mit Second Skin die stärkste Waffe der #Freethenipple-Bewegung geschaffen

Nackte Haut zeigen ohne nackt zu sein. Wie findest du das, Instagram?

First one of my new second skin series

A photo posted by @esmaywagemans on

Nov 5, 2015 at 3:18am PST

Für Instagram selbst ist die Sache klar: Nacktheit ist auf der Bilder-Plattform unter keinen Umständen erlaubt. Über diese Richtlinie Instagrams wird noch immer heftig diskutiert. Eine Frage, die dabei oft gestellt wird, lautet: Warum sind männliche Nippel erlaubt, weibliche aber nicht? Aus Empörung über diese Doppelmoral wuchs über Nacht die Bewegung #freethenipple. Frauen aus aller Welt teilten auf Instagram und Facebook Selfies von sich und ihrem nackten Körper.

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Natürlich wurden sie zensiert, aber ihr Anliegen war klar. Sie klagten Instagram und die gesamte westliche Welt aufgrund ihrer sexistischen Doppelmoral an. Instagram verteidigte seine Politik und verwies darauf, dass auch Kinder die Plattform nutzen (im App-Store ist Instagram ab 12 Jahren freigegeben). Und Kinder sollten laut Instagrams Meinung anscheinend keine weiblichen Nippel sehen.

>> Das passiert, wenn ihr ein Instagram-Foto 90 Mal repostet

Wenn es nach Esmay Wageman geht, Studentin an der Willem Kooning Academy in Rotterdam, wird sich das bald ändern. Für ihr Projekt Second Skin hat sie einen Weg gefunden, Instagrams Nackt-Zensur zu umgehen: Mit einer selbst entwickelten Haut aus einer speziellen Form von Latex schafft sie es, ihre Nippel zu zeigen, ohne das wirklich nackte Haut zu sehen ist.

Ich habe mit Wagemans über Second Skin und die Reaktionen auf ihr Projekt gesprochen.

The Creators Project: Wie funktioniert deine Idee bisher? Sind alle deine Bilder noch online?

Esmay Wagemans: Bis jetzt schon, ja. Es gab ein Bild, das heruntergenommen wurde, aber nicht wegen der Nippel. Sondern aufgrund einer rebellischen Anti-Instagram-Geste. Ich hatte meinen Mittelfinger ausgestreckt und nach einer halben Stunden war es bereits verschwunden. Ich glaube, es gibt in den Richtlinien von Instagram diese fragwürdige Stelle, die sagt, man solle „nett zueinander“ sein. Aus diesem Grund wurde es entfernt. Eine Weile später lud ich dann ein ähnliches Bild hoch. Dieses Mal auch wieder mit Nippeln, aber ohne den ausgestreckten Mittelfinger. Es ist immer noch online.

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Hast du vor, andere Frauen dazu zu bewegen, bei Second Skin mitzumachen oder ist es eher ein persönliches Statement?

Nun ja, am Anfang sollte es eigentlich nur ein konzeptionelles Kunstprojekt sein. Ich war bloß ein bisschen am Experimentieren und wollte sehen, wie weit ich gehen konnte, ohne zensiert zu werden. Jetzt erst merke ich, dass das ganze auch irgendwie einen Mode-Aspekt hat—es ist wie eine Art Kleidungsstück. Ich selbst mag das Design wirklich gerne, weil es sich genau an der Grenze zwischen Nacktsein und Nickt-Nacktsein befindet. Wenn man die Bilder etwas länger betrachtet, fragt man sich irgendwann: Sehe ich eine nackte Person?

Warum hältst du es für wichtig, auf Instagram Brüste zu zeigen?

Für mich als Künstlerin ist Instagram eine sehr wichtige Plattform. Und ich werde nicht die Essenz meiner Arbeiten ändern, weil sie für die Leute zu schockierend sind oder nicht zu sozialen Normen passen. Klar verstehe ich, dass pornografische Bilder nicht zu sehen sein sollten, aber gleichzeitig sollte Instagram sich mal darauf konzentrieren, eine andere, weniger sexistische und konsequentere Politik, was Nacktheit und Zensur angehen, zu entwickeln. Davon mal abgesehen denke ich, dass Instagrams strikte Nacktbild-Zensur die Idee des weiblichen Körpers als Sexualobjekt aufrecht erhält.

Was meinst du mit „die Idee des weiblichen Körpers als Sexualobjekt aufrecht erhalten"? Findest du nicht, dass es eine gute Sache ist, Kinder davon abzuhalten, nackte Brüste zu sehen?

Ich persönlich glaube nicht, dass Nacktheit solch ein Tabu sein sollte, denn sonst fördert sie die Objektivierung. Wenn man Brüste nicht in einem erotischen oder pornografischen Kontext darstellt, sollten sie für jeden sichtbar sein, auch für Kinder. Indem man jungen Teenagern diese Art „normaler“ Nacktbilder vorenthält, präsentiert man ihnen den weiblichen Körper als etwas Sexuelles. Das hat für niemanden Vorteile. Durch die Abstinenz [dieser Nacktbilder] entsteht die Idee des Körpers als etwas Separates von der Frau. Genau hier beginnt die Objektivierung.

Folgt Esmay Wagemans auf Instagram und bleibt auf dem Laufenden, was Second Skin angeht.

>> Auch The Creators Project ist auf Instagram

Eine Version dieses Artikels erschien ursprünglich auf The Creators Project Netherlands.